Hersteller von Smartphones und anderen Geräten seien keine Dritten – sondern Service-Provider, so die Argumentation von Facebook.

Foto: APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Wenige Monate nach der Affäre um Facebook und die Datenanalysefirma Cambridge Analytica folgt der nächste Skandal für den Social-Media-Giganten. Facebook gewährt Smartphoneherstellern seit Jahren einen umfangreichen Zugriff auf Nutzerdaten, wie die "New York Times" berichtet. Mindestens 60 Hersteller, darunter Apple, Microsoft und Samsung, erhielten Informationen – im Gegenzug konnte Facebook seine Reichweite erhöhen und seine beliebten Funktionen wie den Messenger integrieren.

Die Sammelei beschränkt sich nicht nur auf User der jeweiligen Geräte. Facebook rechtfertigt die Weitergabe damit, dass es sich bei den Herstellern nicht um Dritte, sondern um "Service-Provider" handeln würde.

Sensible Daten

Ein Journalist der Zeitung testete das Ausmaß, indem er sich auf einem älteren Blackberry-Gerät über die Social-Media-App Blackberry Hub einloggte. Gleich bei der ersten Verbindung erhielt das Gerät Informationen über seine User-ID, seinen Namen, "Über"-Angaben, Standort, E-Mail-Adresse und Handynummer. Dann wurden seine privaten Nachrichten und die Namen und IDs jener Personen, mit denen er kommuniziert hatte, heruntergeladen.

Aus einer Person werden 295.000

Außerdem erhielt die App Daten über all seine 556 Facebook-Freunde – darunter etwa ihr Beziehungsstatus, ihre religiösen und politischen Ansichten, ihr Foto und die Events, die sie besuchen würden. Dem nicht genug, auch Daten von Freunden der Freunde wurden von dem Gerät abgerufen – wodurch die Zahl der Betroffenen durch einen einzigen Nutzer auf rund 295.000 Personen stieg.

Keine "Dritten", sondern "Service-Provider"

Facebook hatte im Zuge des Cambridge-Analytica-Skandals eigentlich eingeräumt, dass Dritte seit 2015 nur mehr Daten von jenen Nutzern bekommen, die dem auch zugestimmt haben. Allerdings gelten Gerätehersteller für das Unternehmen nicht als solche. Eher würden sie die Daten nutzen, um die "Facebook-Erfahrung" anzubieten.

Facebook hatte 2012 mit der US-Handelsaufsicht FTC vereinbart, die Datenschutzeinstellungen von Usern in Bezug auf Dritte zu beachten. Nun argumentiert Facebook, dass es sich nicht um Dritte, sondern um "Service-Provider" handeln würde. Die sind nämlich ausgenommen – eigentlich um die Bedingungen nicht zu verletzen, wenn Facebook beispielsweise Daten in gemieteten Cloud-Services speichert.

Vereinbarungen werden seit April beendet

Amazon und Samsung wollten die Recherchen nicht kommentieren, Microsoft und Blackberry gaben an, die Informationen nur lokal abzuspeichern und nicht mit den eigenen Servern zu synchronisieren. Ein Apple-Sprecher räumte ein, dass die Daten notwendig seien, um bestimmte Features zu erlauben, etwa Fotos auf der Plattform zu teilen, ohne die App dabei öffnen zu müssen. Allerdings hätten Apple-Geräte seit September keinen solchen Zugriff mehr. Facebook selbst gab zu, dass einige Hersteller die Daten sehr wohl auch selbst aufbewahren würden. Seit April schraube das Unternehmen diese Datensammelei jedoch wieder zurück, 22 der zumindest 60 Vereinbarungen seien beendet worden.

Facebook hatte die Partnerschaft bereits Ende April vor dem deutschen Bundestag, der zu Cambridge Analytica untersucht, zugegeben. Dabei hat der Konzern aber nur einen Partner genannt – Blackberry, ein Unternehmen, das heute am Smartphonemarkt kaum noch Relevanz hat. Zudem wurden kaum Informationen dazu bereitgestellt, welche Daten weitergegeben werden. (muz, 4.6.2018)