Ein Energiedorf zum Angreifen: Praktische Erfahrungen wie diese können Schülern den Wert von Umweltschutzmaßnahmen vermitteln.

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Linz/Wien/Graz – Jüngst tat die Bundesregierung nach intensiven Tagen in Klausur ihre Klimastrategie kund – und man setzt dabei unter anderem auf Bewusstseinsbildung in Schulen. Für Umweltministerin Elisabeth Köstinger ist dies ein künftiges "Leuchtturmprojekt", doch längst strahlt es diesbezüglich in manchen Schulen Österreichs seit geraumer Zeit besonders hell.

Geschuldet ist dies dem städteübergreifenden Projekt "Schule gegen Luftverschmutzung". Auf Initiative des bundesweiten Schulnetzwerks Ökolog widmen sich Schüler in den luftigen "Problemstädten" Wien, Linz und Graz im Rahmen des Unterrichts und mit Unterstützung von externen Experten rund zwei Jahre lang dem Thema Luftverschmutzung im Speziellen und dem Klimawandel im Allgemeinen.

Öko-Mickymaus

So setzt man etwa an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn auf grüne Mobilität. Nicht im herkömmlichen Sinn einer nachhaltigen Fortbewegung, sondern vielmehr stellt man der städtischen Betonwüste sattes Grün auf mobilem Untergrund gegenüber.

Konkret entwickeln die Schüler mobile Gärten für die Wiener Innenstadt. "Das reicht von einem Pick-up über Autowracks bis hin zu einem fahrbaren Gestell, das so hoch ist, dass ein Auto darunter parken kann", erläutert Projektleiter Bernhard Wagenknecht im STANDARD-Gespräch. Es gehe darum, Parkraum wieder für Grün zu erobern. Wageneder: "Nachweislich braucht es Bäume, um die Hitze in der Stadt zu senken." In das Projekt einfließen sollen auch die notwendigen Behördenwege. "Wir werden uns anschauen, wie schwierig es ist, im Vergleich zu einem Dauerparkplatz eine Genehmigung für einen mobilen Garten auf einer Parkfläche zu bekommen", sagt Wagenknecht.

Doch bei aller "Begeisterung auf Schülerseite" sieht der Pädagoge das Luftprojekt auch durchaus kritisch: "Eigentlich ist es eine Mickymaus-Veranstaltung. Was sollen Schulen ausrichten? Die schmutzigen Industrien haben wir nach China abgesiedelt. Und die, die wir noch haben, sind sauber." Das einzige große Problem sei der Verkehr, sagt Wagenknecht: "Aber der öffentliche Verkehr wird kaputtgespart, und gegen den Dieselmotor als unglaubliche Dreckschleuder unternimmt keiner etwas."

Aber natürlich gehe es bei dem Projekt um Bewusstseinsbildung: "Das ist in Schulen doch noch ein wenig einfacher. Die Schüler waren übrigens überrascht, dass die Messwerte an der stark befahrenen Straße neben der Schule vom Feinstaub her geringer waren als im Raucherbereich der Schule."

In Oberösterreich entwickelt man im Rahmen des Projekts an der HLW für Kommunikations- und Mediendesign der Kreuzschwestern Linz derzeit ein Gesellschaftsbild rund um das Thema Klimawandel. "Es ist eigentlich ein Brettspiel – eine Mischung aus den Klassikern Activity und Tabu. Die Spieler gelangen zu bestimmten Wissensbereichen, dort müssen Fragen richtig beantwortet werden. 25 Schüler arbeiten derzeit im Religionsunterricht gemeinsam an dem Projekt", sagt Projektleiter Josef Hofer im STANDARD-Gespräch.

Spielerisches Lernen

Eine erste Bilanz fällt an der Kreuzschwestern-Schule positiv aus: "Die Begeisterung ist groß. Was zu tun ist den Schülern lieber, als etwas zu lernen. Es werden Inhalte aufgearbeitet, in unserem Fall als Spiel, die Schüler müssen sich aber auch überlegen, wie man die Inhalte vermitteln kann. Das hat mehr Qualität als nur vorgekaute Lerninhalte."

In der Steiermark betreibt die HTL Bulme in Graz-Gösting seit einigen Jahren ein Green Village. Im Energiedorf zum Angreifen stehen den Schülern im Rahmen des Unterrichts Anlagen für Fotovoltaik, Solarthermie, Biomassekessel, Wärmepumpen, Speicher sowie eine Elektrotankstelle zur Verfügung. Die Erfahrungen in Echtzeit bringt die Schule jetzt auch in das aktuelle Luftprojekt ein.

Und man widmet sich speziell der "Energieoptimierung und Autarkie" mit Batterien. "Die Fotovoltaikanlage sollte ja im Idealfall so gesteuert sein, dass sie einen bestimmten Bereich für den Eigenverbrauch nutzt, aber gleichzeitig auch automatisch die Batterien etwa für das Tanken des Autos am Abend vorlädt", sagt Schuldirektor Günther Greier. (Markus Rohrhofer, 7.6.2018)