Putin und Wolf werden für das Interview verkabelt.

Foto: ORF/Daniel Hack

Wien – Am Montagabend um 20.15 Uhr strahlte der ORF das vorab aufgezeichnete Interview von Armin Wolf mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin aus. Das Gespräch im Rahmen einer "ZiB 2 spezial" sahen im Schnitt 843.000 Zuschauer, der Marktanteil lag bei 30 Prozent. Die Millionenshow im Anschluss interessierte 716.000 bei einem Marktanteil von 26 Prozent.

Für ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz "war dies eine beeindruckende journalistische Leistung von Armin Wolf, der von der Leiterin des Moskauer Korrespondentenbüros Carola Schneider und ihrem Team hochprofessionell unterstützt wurde." ORF 2 habe mit dem Exklusivinterview seine Bedeutung als "reichweitenstarker Informationssender eindrucksvoll unter Beweis gestellt", so Wrabetz.

Viel internationales Lob für Armin Wolf

"Der Beitrag ist ein Lehrstück für hochrangige Politiker-Interviews: Wolf ist gut vorbereitet, hakt beharrlich nach, stellt kritische Fragen und kann Argumente seines Gegenüber mit eigenen Fakten entkräften. Der Moderator lässt sich vom ebenso professionell auftretenden Putin nicht in die Irre führen, schreibt der deutsche Branchendienst meedia.de. "Umgekehrt zeigt dieser, was für eine hart zu knackende Interview-Nuss er ist. Von den Unterbrechungen des Journalisten lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen, kommt immer wieder auf seine Sicht der politischen Geschehnisse zurück und weist jegliche Vorwürfe bezüglich der berühmten Trollfabrik in St. Petersburg, der Krim-Annexion und dem Oppositionellen Alexej Nawalny zurück. Dessen Namen spricht er zwar öffentlich nicht aus, nennt den Politiker aber indirekt einen Clown. Gleichwohl merkt der Zuschauer, dass ihm das ständige Nachhaken von Wolf nicht recht ist."

Der New-York-Times-Reporter Ivan Nechepurenko bezeichnete das Putin-Interview im Kurznachrichtendienst Twitter als "eines der spektakulärsten" seit "sehr sehr langer Zeit".

Ähnlich reagierte auch Shaun Walker von der britischen Tageszeitung "The Guardian", der eines der "bohrendsten" Putin-Interviews der vergangenen Jahre mitverfolgte. Shaun freute sich auf Twitter auch darüber, dass Wolf den russischen Präsidenten mit der Frage, warum er sich oft mit nacktem Oberkörper zeige, "ein bisschen getrollt" habe.

Bojan Pancevski vom Wall Street Journal verlinkte auf Twitter das "exzellente" Interview, Amy K. Mackinnon, die für CNN und BBC arbeitet, lobte, dass sich Wolf kein Blatt vor den Mund genommen habe. Eine "brillantes und total fesselndes" Interview sah der Nachrichten-Chef von BuzzfeedUK, der auf dem Kurznachrichtendienst die "forensische" Art der Befragung hervorstrich.

Respektsbekundungen kamen am Dienstag sogar von einem Kreml-nahen Journalisten. Bryan MacDonald von RT (früher Russia Today) schrieb auf Twitter: "Anders als viele vor ihm hat der österreichische TV-Journalist Armin Wolf seine Hausaufgaben erledigt, bevor er Putin traf. Auch wenn er ihn zu oft unterbricht, ist das ein packender Austausch, in dem Putin auf die Probe gestellt wie, wie ich es jahrelang nicht gesehen habe."

Der Kreml veröffentlichte Dienstagfrüh ein englischsprachiges Transkript des Interviews, das ursprünglich auf Deutsch und Russisch geführt worden war. Wolf befragte Putin darin 53 Minuten lang zu praktisch allen für Russland heiklen Themen. (red, APA)