Eine Trainingsstunde bei der bayrischen Polizei.

Foto: apa / barbara gindl

Wiener Neustadt – Eine Reitstunde für Kleinkinder – plötzlich fällt ein Schuss, das Pferd geht durch: keine schöne Vorstellung für Verena Zach, aber eine, die ihr ernsthaft Sorgen macht. Die Vorsitzende des privaten Reitvereins in Wiener Neustadt befürchtet, dass durch die geplante Ausbildungsstätte für Polizeipferde bei der Theresianischen Militärakademie (Milak) "unser laufender Betrieb gestört wird".

Bis jetzt teilt sich der private Verein Gelände, Reithalle und Stallgebäude mit den Reitern des Heeressportvereins (HSV), was ohnehin nicht immer reibungslos verläuft. Seit 1974 besteht ein Vertrag mit der Republik: Von Freitag bis Sonntag dürfen die zivilen Pferdesportler die Militärreithalle nutzen. Auch das Stallgebäude teilen sie sich mit den Militärs, die dort über den Heeressportverein in ihrer Freizeit reiten. Getrennt sind zivile und nichtzivile Pferde nur durch eine Tür.

Gefechte und Hubschrauber

Für Zach sind der private Betrieb – mit Kinder- und Seniorenkursen, Faschingsreiten und Kindergeburtstagen – und die Ausbildung zum abgehärteten Polizeipferd, das bei Demonstrationen eingesetzt werden soll, schlicht nicht miteinander vereinbar.

Die Ausbildung bei der Münchner Reiterstaffel.
DER STANDARD

Im Innenministerium, das die Pferdeeinheit im Auftrag von Minister Herbert Kickl (FPÖ) plant, hat man von Zachs Sorgen noch nichts gehört. Man verweist aber darauf, dass bis jetzt schon etwa Gefechtsvorführungen und Hubschrauberlandungen am weitläufigen Gelände stattgefunden haben. Selbstverständlich werde man aber größtmögliche Rücksicht auf den privaten Verein nehmen – wiewohl man selbst noch nicht alle Details der Ausbildung festgelegt habe.

Heeressportverein muss trotz Weisung bangen

Ebenfalls offen ist die Zukunft des Heeressportvereins: Der nutzt derzeit die Reithalle und die Ställe, die später für das Training von Kickls behufter Einheit zur Verfügung stehen sollen. Für das Anliegen, dass der HSV dort mit den Polizeipferden koexistieren darf, gibt es einen prominenten Fürsprecher: Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ), dessen Ressort die Liegenschaft immerhin gehört. Der "Kurier" berichtete von einer internen Weisung Kunaseks, wonach "die Beendigung der Mitbenutzung durch zivile Nutzer (...) kritisch zu beurteilen" wäre. Im Innenministerium sagt man auf STANDARD-Anfrage, die Frage müsse erst geklärt werden. (Sebastian Fellner, 9.6.2018)