Myspace galt jahrelang als führende Plattform bei sozialen Medien

Foto: Bloomberg/Hilger

Beinahe einmal pro Woche tauchen momentan Berichte über problematische Geschäftspraktiken bei Facebook auf. Das soziale Netzwerk soll Daten an chinesische IT-Konzernen geliefert haben, hieß es erst am Dienstag. Zuvor sorgte der Cambridge Analytica-Datenskandal für eine Welle an negativen Schlagzeilen. Doch Alternativen zu Facebook gibt es kaum – wenngleich sich die Plattform anfangs mit starker Konkurrenz herumschlagen musste. Da wäre etwa Myspace, das zu seiner Blütezeit fast 75,9 Millionen monatliche Besucher anlocken konnte.

Myspace gilt als "tot"

Das liegt allerdings schon zehn Jahre zurück. Mittlerweile gilt Myspace als "tot", aktuelle Zahlen zu Usern gibt es keine – vermutlich, weil es so wenige sind. Der Guardian hat nun eine Reihe von Nutzern aufgespürt, die Myspace nach wie vor täglich benutzen. "Es fühlt sich an, als hätte ich eine verstorbene Seite übernommen", sagt etwa Kenneth Scalir, der noch immer eine Stunde täglich auf Myspace verbringt. Dort sucht er nach Lebenszeichen von anderen Usern und hinterlässt Kommentare, meist unter den Fotos attraktiver Frauen.

Die ehemalige Stuntfrau Jennifer Baca fühlt sich auf Myspace "sicherer als auf Facebook". Es gäbe dort "Menschen, mit denen ich nichts zu tun haben will", auf Myspace sei das nicht so., ergänzt der 25-jährige New Yorker Ray Maldonado. Er kämpft seit Jahren um ein Comeback für Myspace, etwa in langen Youtube-Videos.

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Lange Reise

Doch existiert die Seite nur mehr als virtueller Friedhof, oder tut sich noch etwas? Das ist schwierig zu sagen. Myspace hat eine lange Reise hinter sich: Seine Gründer Chris DeWolfe und Tom Anderson verkauften die Plattform 2005 an die News Corporation; von dort ging sie zu "Specific Media", das sich in "Viant" umbenannte. Viant wurde wiederum von Time gekauft, das selbst von der Firma Meredith erworben wurde. Die bietet nun Teile von Time – darunter natürlich Myspace – zum Kauf an.

Myspace ist mittlerweile voller Software-Fehler, allerdings wurde die Seite DSGVO-konform gestaltet. Es gibt also noch Entwickler, die sich mit der Plattform auseinandersetzen. Wertvoll an Myspace sind übrigens vor allem die alten Daten, die hunderte Millionen User im vergangenen Jahrzehnt hinterlassen haben – davon gelangten eine Vielzahl ins Dark Web, nachdem Hacker in eine interne Datenbank eindringen konnten. Wäre Myspace also die Nummer Eins unter den sozialen Medien, gäbe es wohl auch eine Vielzahl von negativen Schlagzeilen. (red, 10.6.2018)