Hobbingen am Meeresgrund: Manche Manteltiere sehen der typischen Hobbit-Architektur verblüffend ähnlich.
Illustration: Franz Anthony

Leiden – "In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit." Und in einer Röhre am Meeresgrund, da lebt ein Krebs. Dass dessen bevorzugter Wohnort an die Eröffnungsworte von J. R. R. Tolkiens Klassiker "Der Hobbit" denken lässt, ist aber nicht die einzige Parallele: Das Tier ist außerdem kleinwüchsig und hat stark behaarte Beine – Grund genug also für den Biologen Werner de Gier von der niederländischen Universität Leiden, die Spezies nach Bilbo Baggins (in der deutschsprachigen Ausgabe Bilbo Beutlin) Odontonia bagginsi zu benennen.

Der kaum einen Zentimeter lange Krebs gehört zur Familie der Felsen- und Partnergarnelen, deren Bezeichnung daher rührt, dass sie mit verschiedenen Tieren zusammenleben, ob als Symbionten, Parasiten oder einfach Untermieter. Bei O. bagginsi sind es Manteltiere, deren am Boden verwachsenes Exoskelett bewohnbare Hohlräume aufweist und denen man nicht ansieht, dass sie eigentlich nahe Verwandte der Wirbeltiere sind.

Der Bilbo-Krebs in der Nahaufnahme.
Foto: Charles Fransen

Da de Gier natürlich bei weitem nicht der einzige Tolkien-Fan unter Biologen ist, stellt der Krebs lediglich den jüngsten Neuzugang zu einem wachsenden Tolkien-Bestiarium dar. Unter anderem gibt es bereits den höhlenbewohnenden Weberknecht Iandumoema smeagol, die Echse Liolaemus smaug und die Spinne Ochyrocera ungoliant – die glücklicherweise erheblich kleiner ist als das Original aus Tolkiens Arda. (jdo, 8. 6. 2018)