Jemand mit sehr großer witziger Begabung hat das inzwischen ikonische Bild, wo beim gescheiterten G7-Gipfel in Kanada ein trotziger Donald Trump mit verschränkten Armen Angela Merkel und einer Schar von besorgten Verbündeten gegenübersitzt, mit einer satirischen Bildunterschrift versehen: "Donald, sag uns doch, was Putin gegen dich in der Hand hat! Vielleicht können wir helfen ..."

Trump hat soeben ein Abkommen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un abgeschlossen, das in Wahrheit ziemlich wenig bedeutet. Nun steht ein Gipfeltreffen mit Wladimir Putin an, vielleicht sogar in Wien, bei dem sich die Europäer fürchten müssen. Nämlich davor, dass sich Putin und Trump von Autokrat zu Möchtegernautokrat bestens verstehen und das auf Kosten der Europäer geht.

Spekulation? Vielleicht. Aber es gibt Indizien für diese Annahme.

Trump liegt nichts (mehr) an der Weltordnung seit 1945 – EU inklusive. Sie ist ihm zu mühsam. Putin hingegen will ganz eindeutig die EU spalten, weil sie seinen Imperiumsplänen (halb) im Weg steht, und hat dazu zahlreiche konkludente Handlungen gesetzt, unter anderem die Unterminierung durch seine Trollarmeen und gute, alte sowjetische Desinformations- und Destabilisierungspolitik.

Ein aktuelles Schlaglicht dazu. Der britische Financier Arron Banks hat den rabiaten britischen Brexit-Befürworter Nigel Farage finanziell unterstützt. Ein Foto zeigt Banks und Farage mit Trump nach dessen Wahl zum Präsidenten. Jetzt tauchen Infos auf, dass Arron Banks sich dreimal mit dem russischen Botschafter in London getroffen hat – und russische Kontaktdaten an das Übergangsteam von Trump weitergab.

Trumps Verhältnis zu Putin ist, gelinde gesagt, auffällig. Er hat ihn stets als "strong leader" gelobt, seine angeblichen Morde an Kritikern verharmlost und ihm die Annexion der Krim, die Destabilisierung der Ukraine und das Eingreifen in Syrien nicht übelgenommen. Dass russische Hacker in seinen Wahlkampf gegen Hillary Clinton eingriffen, störte ihn nicht. Knapp bevor er den G7-Gipfel in Kanada mit einem Tweet in die Luft sprengte, sprach er sich vehement dafür aus, Russland wieder in die Gruppe aufzunehmen, was von den anderen ebenso vehement abgelehnt wurde.

Trump ist gegenüber Kim eindeutig in Vorleistung getreten (Absage der Manöver in Südkorea). Das Papier zur Denuklearisierung ist eine reine Absichtserklärung. Anzunehmen, dass Kim seine Lebensversicherung Atomwaffen einfach weggibt, ist naiv. Die konkrete Umsetzung kann sich, wenn sie überhaupt je passiert, bis nach Trumps zweiter Amtszeit ziehen, was ihm vielleicht gar nichts ausmacht. Er hat sein "sensationelles" Treffen mit Kim gehabt, mehr braucht er nicht.

Putin tut die G7 als "Gelaber" ab und hat Sebastian Kurz eingespannt, um Trump nach Wien zu bringen. Hier soll der wirklich große Ausgleich USA/Russland gelingen. Auf wessen Kosten? Zu welchem Preis? Überlässt Trump Putin Europa als Einflusssphäre? Das klang bis vor kurzem noch verrückt – heute nicht mehr. (Hans Rauscher, 12.6.2018)