Walter Meischberger hatte am Dienstag auch herzhaft zu lachen.

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Wien – Am 38. Verhandlungstag zur Causa Privatisierung der Bundeswohnungsgesellschaften gab der Zweitangeklagte Walter Meischberger Einblick in den Kummer und die Sorgen, die ihn Anfang 2010 quälten. "Es war eine Lebenskatastrophe", fasste er es gegen Abend selbst zusammen.

Im Februar 2010 stand ihm eine weitere Einvernahme bei den Ermittlern zu diversen Projekten und Honoraren bevor. Er selbst habe damals aber so gut wie keine Unterlagen oder Informationen dazu gehabt, schilderte der damalige Lobbyist den Rahmen zu seinen Telefonaten mit Karl-Heinz Grasser und Ernst Plech. Die Gespräche wurden abgehört und werden nun im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts vorgespielt.

Erinnerungslücken

Er habe damals vor allem Plechs gutes Gedächtnis und Informationen gebraucht, um eigene "Erinnerungslücken aufzufüllen", erklärte Meischberger am Dienstag. Die von Seufzern unterbrochenen Zwiegespräche hören sich denn wie zu Worten gewordene archäologische Ausgrabungsarbeiten an. Meischberger fragte nach Projektnamen und -inhalten, sein "väterlicher Freund" (Meischberger) erklärte ihm, worum es da gegangen sei oder sein könnte.

Beim Immobilienprojekt Nordbergstraße etwa ging das so weit, dass Plech dem Lobbyisten erklärte, wo denn die Nordbergstraße überhaupt zu finden sei (Nahe dem Franz-Josefs-Bahnhof, in Wien-Alsergrund).

Ab und zu hat Meischberger am Dienstag aber auch Erklärungen nachgereicht – vor allem war es ihm ein Anliegen, seine berühmte Frage "Wo woar mei Leistung?" zu relativieren. Auch die fiel Anfang 2010 in einem Telefonat mit Plech, im Herbst zuvor war die Causa Buwog als Zufallsfund in den Ermittlungen zur Causa Immofinanz aufgeflogen. "Ich wollte eine Formulierung von Plech, wo meine Leistung war und nicht was meine Leistung war", sezierte er seine Wortwahl.

So viele Leistungen

Er habe ja damals "so viele Leistungen" erbracht, die es nun zu recherchieren galt. Dass die Leistungsfrage dann von Kabarettisten in ihren Vorstellungen verwendet wurde, habe eine negative Stimmung in der Öffentlichkeit erzeugt, beklagte Meischberger. Halb Österreich sei schenkelklatschend mit dem Vorwurf hausieren gegangen: "Der schreibt so große Rechnungen und weiß nicht, was er dafür gemacht hat."

Bei den 200.000 Euro, die er von der Porr bekommen hat (und die die Anklage als Bestechungszahlung für die Einmietung der Finanz in den Linzer Terminal Tower wertet, was die Angeklagten bestreiten), räumte Meischberger aber selbst Schwächen ein. Bei diesem Thema sei er "am schwächsten" ließ er Plech wissen. Bei der "Linzer Geschichte" habe er ja nichts getan, bei den 200.000 Euro sei es um eine "Gesamtabrechnung" seiner Porr-Dienste gegangen – das sagt Meischberger auch vor Gericht.

Verglichen mit Linz fühlte er sich da sogar noch auf etwaige Ermittlerfragen zum Projekt Nordbergstraße besser vorbereitet. "Da red ih mi scho uma", ist im Telefonüberwachungsprotokoll dazu nachzuhören. Er habe mit alldem nur Informationen aus Plech "herauskitzeln wollen", antwortete der Angeklagte der Richterin. (Renate Graber, 12.6.2018)