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Wien – Keine Mehrheit hat am Mittwoch im Nationalrat der dringliche Antrag der NEOS für eine Reform der Zentralmatura gefunden. Lediglich die Liste Pilz ging bei diesem mit. Der Harmonie im Plenum in dieser Frage tat dies aber keinen Abbruch: Der Entschließungsantrag der Koalition, der ebenfalls auf Verbesserungen bei der Reifeprüfung abzielt, wurde einstimmig angenommen.

Die Neos forderten, dass sich künftig der zentrale Teil auf jene Fächer beschränken solle, die zur allgemeinen Hochschulreife führen, so die Forderung, also auf Deutsch, Mathematik und Englisch. Die Ergebnisse sollen extern beurteilt werden.

In der Begründung ihres Entschließungsantrags verweisen die NEOS auf das "Fünfer-Debakel" im Fach Mathematik im diesjährigen Maturajahrgang. Es habe Pannen gegeben, Schüler seien verängstigt und verunsichert, Lehrer stünden unter Druck und vermissten Planungssicherheit.

Vom Bildungsministerium verlangen die Neos, "ehestmöglich die Zentralmatura dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie tatsächliche Vergleichbarkeit schafft". Sie soll zu einer teilzentralen Matura mit einem gemeinsamen Kern (bundesweit und schultypenübergreifend) abgeschlankt werden.

Gleichzeitig sollen die Schulen die Möglichkeit erhalten, schultypen- und schulprofilspezifische Inhalte mit eigenen Aufgaben autonom abzuprüfen. Die mündlichen Kompensationsprüfungen wollen die NEOS durch schriftliche Wiederholungsmöglichkeiten ersetzen.

Faßmann reformbereit

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat sich höchst wohlwollend gegenüber den Wünschen der NEOS gezeigt. "Ich bin durchaus fürs Nachschärfen", betonte er. Eine entsprechende Arbeitsgruppe habe er bereits eingesetzt, Reformvorschläge nehme er ernst.

"Ich habe die Optimierung selbst angekündigt", so Faßmann, und der Antrag überrasche ihn inhaltlich nicht: "Ich muss aber bei allem Respekt sagen, ich hätte ihn nicht gebraucht, weil die Prozesse laufen in meinem Ministerium sowieso."

Ungewohnt konstruktive Debatte

Breite Unterstützung gab es auch im Nationalrat. Bei einer für parlamentarische Verhältnisse ungewohnt konstruktiven Debatte über einen Neos-Antrag zur Reform der Zentralmatura plädierten die Abgeordneten quer durch die Parteien für Verbesserungen nach den diversen Pannenserien der vergangenen Jahre.

ÖVP und FPÖ brachten einen Entschließungsantrag ein, in dem Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ersucht wird, die Zentralmatura einer Analyse zu unterziehen und Maßnahmen zu entwickeln, dass bei der Zentralmatura Besonderheiten der Schularten und der Praxistauglichkeit der Prüfungsaufgaben sichergestellt werden. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Mathematik gelegt werden, wo es heuer wegen der komplizierten und textlastigen Fragestellungen besonders viele negative Beurteilungen gab.

SPÖ-Bildungssprecherin und Ex-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid wies darauf hin, dass das Projekt noch jung sei und im Vollausbau erst drei Jahrgänge die Zentralmatura absolviert hätten. "Evaluieren, nachschärfen, noch besser werden" sei aber grundsätzlich unterstützenswert. Hammerschmid sagte, dass man bei einer Reform auch darüber nachdenken sollte, die Jahresnoten in die Matura-Beurteilung einfließen zu lassen. In Bayern sei dies etwa der Fall. Das wäre eine Möglichkeit, um punktuelle Tagesverfassungen ausmerzen zu können. (APA, 13.6.2018)