Kiel – Zu Bioinvasoren werden eingewanderte Tierarten dann, wenn sie mit den Bedingungen in ihrem neuen Lebensraum so gut zurechtkommen, dass sie sich dort ausbreiten – und dabei einheimische Spezies verdrängen. Die Ironie: Den letzten Schub für ihre unwillkommene Überlebensfähigkeit könnten manche Invasoren sogar noch während der Einreise selbst bekommen, berichtet nun das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.

Das Team um den Kieler Forscher Mark Lenz fokussierte auf Invasoren, die mit dem internationalen Schiffsverkehr als blinde Passagiere von Ökosystem zu Ökosystem transportiert werden. Dazu gehören auch verschiedene Muschelarten: So hat sich etwa die bekannte Mittelmeer-Miesmuschel in südafrikanischen Gewässern ausgebreitet.

Simulierte Reise

Um zu testen, wie die Muscheln die lange Reise überstehen, wurden Miesmuscheln aus verschiedenen Arten in Laboren in Brasilien, Chile, Finnland, Deutschland und Portugal Bedingungen ausgesetzt, die einen mehrwöchigen Schiffstransport simulieren sollten. Denn während einer solchen Reise sind die Tiere, die aus gemäßigten Zonen kommen, Hitzestress ausgesetzt, während sie die Tropen durchqueren.

Doch was einen nicht umbringt, macht einen hart – das gilt offenbar auch für Weichtiere. Nicht alle Muscheln überstanden die Strapaze. Diejenigen, die das erste Hitzeereignis überstanden hatten, wurden später aber einer zweiten Stressphase ausgesetzt. Bei einigen Arten zeigte sich, dass sie für weitere Belastungen eine höhere Toleranz entwickelt hatten.

Neozoen können also durch den Stress der langen Reise regelrecht trainiert werden, ihre unerwünschte Duchsetzungsfähigkeit steigt. "Bei einigen Arten ist der Mensch mit seiner Technik also nicht nur Transporteur, sondern auch Trainer für Bioinvasoren", sagt Lenz. (red, 14. 6. 2018)