Wien – Der Rechnungshof hat die Wiener Staatsoper geprüft und verlangt nun eindringlich Verbesserungen, unter anderem bei der Kartenvergabe und den Musikerdiensten. Die letzte Prüfung ist recht lange her – zuletzt wurde man 1973 tätig. Wobei zu ergänzen wäre: Es gab 1985 eine Prüfung der Bundestheater, deren 1988 erschienener Sammelbericht auch das Haus am Ring umschloss, so der Rechnungshof auf aktuelle STANDARD-Anfrage.

Der nunmehrige Prüfbericht (er umfasst die Geschäftsjahre 2011/12 bis 2014/15) kritisiert beispielweise die Vergabe von Tickets an externe Kartenbüros. Bei den Abnehmern der 45.000 Tickets pro Saison sind auch die Jeunesse oder die Freunde der Staatsoper dabei. Der Vorwurf: Der Selektionsprozess sei nicht transparent (kein Vier-Augen-Prinzip), und die Tickets würden von den Kartenbüros teils deutlich teurer weiterverkauft. Auch berge diese Vorgangsweise "Risiken hinsichtlich Korruption". Einen tatsächlichen Verdacht auf Korruption habe es jedoch nicht gegeben, so der Rechnungshof.

Meyer verteidigt

Dominique Meyer verteidigt die Zusammenarbeit mit den Kartenbüros: Sie würde erlauben, schwer verkäufliche Vorstellungen zu füllen und Gäste aus den Bundesländern zu bringen. Auch lukriere man Zuschläge in Höhe von 130.000 Euro, und diesen Vertriebsweg selbst zu organisieren würde die Infrastruktur der Staatsoper sprengen.

Dennoch werde man "die Verträge mit den Kartenbüros präzisieren", so Meyer. Auch wolle man eine Höchstgrenze für die Anzahl der zu vergebenen Karten einziehen. Keinesfalls aber wolle Meyer der Empfehlung nachkommen, die Einnahmenmodelle bei besonders begehrten Vorstellungen zu optimieren.

"Ich bin dagegen", so der Direktor zur dynamischen Preisgestaltung. Würde ein Abend mit einem Star hochpreisigst verkauft, würden "steuerzahlende Opernliebhaber" vertrieben. Auch würden Probleme mit Sängern und Agenten auftreten, die neue höhere Gagenforderungen stellen könnten. Zudem bliebe ja auch noch die Frage offen, wie man beim Ausfall eines Sängers mit den Preisen umgehen soll.

Es wird sich etwas ändern

Bezüglich der vom RH thematisierten 40 Musiker des Bühnenorchesters, die bisweilen als Substitute für abwesende Mitglieder des Staatsopernorchesters arbeiten, zeigt man sich einsichtig. Es würde ja beiden Musikern – dem Bühnenmusiker und jenem des Staatsopernorchesters – der Dienst angerechnet. Diese Praxis der doppelten Dienstabrechnung "werden wir ändern", so Meyer. Die kritisierten Barauszahlungen an Künstler von bis zu 370.000 Euro jährlich seien nach einem Verbot durch die Bundestheater-Holding deutlich reduziert worden. Allerdings: "Barauszahlungen sind dreckig, wenn es keinen Beleg gibt. Hier wurde nie eine Auszahlung ohne Beleg getätigt", so Geschäftsführer Thomas Platzer.

Der Rechnungshof wird übrigens 2019 ein Nachfrageverfahren abhalten, wobei es sich dabei nicht um eine neue Überprüfung handeln wird. Eine solche könnte es allenfalls 2020 geben – in Form einer "Follow-up-Prüfung".

Trotz der RH-Kritik ist Meyer zufrieden: "Die Staatsoper ist sehr gesund", unterstrich er. Obwohl es in den kommenden Jahren millionenschwere Ausgabensteigerungen durch kollektivvertraglich bedingte Gehaltserhöhungen gibt, sei man finanziell auf einem guten Weg: "Ich bin stolz, dass wir meinem Nachfolger acht Millionen Euro an Reserven hinterlassen." (Ljubisa Tosic, 15.6.2018)