Es war ein "Schlag gegen den politischen Islam". Die Bundesregierung marschierte mit vier Mitgliedern um acht Uhr früh auf, um zu verkünden: Sieben Moscheen in Österreich werden geschlossen, ein paar Dutzend Imame ausgewiesen.

So, und nun, eine Woche später, sperrt eine Moschee in Favoriten wieder auf. Das Gebetshaus wird fortan von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) geführt. Bisher war die Moschee von dem Verein Nizam-i Alem betrieben worden, der laut ÖVP und FPÖ zu den Grauen Wölfen, einer rechtsextremistischen türkischen Gruppe, gehört.

Im Hintergrund wabert ein schwer zu durchschauender innermuslimischer Streit. Der Vizepräsident der Glaubensgemeinschaft, Abdi Tasdögen, wirft dem Präsidenten Ibrahim Olgun vor, die Regierung zur Schließung der Moschee angestiftet zu haben. Tasdögen steht der zweitgrößten türkischen Gruppe, Milli Görüs, nahe, während Olgun aus der größten, der Erdogan-treuen Atib, kommt. Die sechs anderen geschlossenen Moscheen gehören zur arabischen Kultusgemeinde. Die arabischen Muslime betrachten Olgun mit großem Misstrauen.

Und: Eine Atib-Moschee, in der mit Kindern in Uniform "Märtyrer"-Spiele veranstaltet wurden, blieb offen.

Kann es sein, dass der "Schlag gegen den politischen Islam" durch die Regierung einzig auf Basis einer innermuslimischen Intrige erfolgte? (Hans Rauscher, 15.6.2018)