Mosambiks Armee geht mit Härte gegen die neue Gruppe vor.

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Der jüngste Zwischenfall ereignete sich vergangene Woche im Dorf Nathuko. Mit Macheten und Gewehren bewaffnete Mitglieder einer islamistischen Sekte überfielen die im Nordosten Mosambiks gelegene Ortschaft, zündeten fast hundert Hütten an und schlugen einem Greis den Kopf ab. Eine Woche zuvor waren nicht weit entfernt sieben Menschen mit Macheten in Stücke gehauen worden. Noch eine Woche davor waren in den Dörfern Monjane und Ulumbi zehn Menschen entführt worden: Sie wurden später alle enthauptet aufgefunden.

Die Provinz Cabo Delgado wird von einer Welle brutaler Gewalt erschüttert. Experten befürchten, dass in dem südostafrikanischen Armutsstaat eine militante islamistische Terrorgruppe wie Al-Shabaab in Somalia oder Boko Haram in Nigeria entstanden ist.

Neue Sekte

Bisher blieb der Süden Afrikas von extremistischen Islamisten weitgehend verschont. Doch der Verdacht erhärtet sich, dass eine Sekte namens Ahlu Sunnah Wa-Jamâ für die blutigen Überfälle verantwortlich ist. In Cabo Delgado herrscht jenes Gemisch aus Armut, korrupter politischer Führung und neuem Reichtum durch Erdgas, das auch in anderen Teilen Afrikas für Sprengstoff sorgt.

Erstmals trat Ahlu Sunnah Wa-Jamâ, was so viel wie "Anhänger der prophetischen Tradition" bedeutet, im Jahr 2015 in Erscheinung. Die meist zwischen 20 und 35 Jahre alten Mitglieder wollen das Scharia-Recht in Mosambik einführen – weniger als 20 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch. Die Zahl der Mitglieder, die meist weiße Turbane und lange Bärte tragen, wird auf 350 bis 1.500 geschätzt. Sie lehnen die Staatsmacht ab und fordern die Bevölkerung auf, westliche Schulen und Krankenhäuser zu meiden.

Von Extremisten ausgebildet

Erstmals machte die Sekte im Oktober 2017 mit Angriffen auf Polizeistationen im Ausland auf sich aufmerksam, zwei Polizisten wurden getötet. Seitdem kamen bei rund 20 Überfällen mindestens 50 Menschen ums Leben.

Über die Verbindung zu anderen Extremistengruppen herrscht Rätselraten. Weder die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) noch Al-Kaida haben sich zu der Gruppe geäußert. Allerdings gehen Experten davon aus, dass zumindest einige Kämpfer von Extremisten in Somalia, Tansania oder im Kongo ausgebildet wurden.

Die Regierung in Maputo versucht die Gewaltwelle herunterzuspielen, gleichzeitig reagieren die Sicherheitskräfte mit eiserner Hand: Mehrere hundert Personen wurden festgenommen, Moscheen geschlossen. Genau das könnte immer mehr Menschen in die Hände der Extremisten treiben. (Johannes Dieterich, 19.6.2018)