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Sebastian Kurz will bei seinem Fest jeden persönlich begrüßen.

Foto: AP/Geert Vanden Wijngaert

Wien – Im Sommer veranstalten Politiker gerne Partys, auf denen sie gemeinsam mit Journalisten und prominenten Sympathisanten Spritzer trinken und Häppchen essen – "Networking" nennt der Kommunikationsfachmann das. Sebastian Kurz lädt – in seinem ersten Sommer als Kanzler – nun ins Palais Schönburg in Wien-Wieden. Laut ÖVP werden rund 1.000 Menschen erwartet, die – so steht es in der Einladung – "alle" von Kurz "persönlich" begrüßt werden sollen.

Stattfinden wird das Fest am Mittwoch, erwartet würden "Wegbegleiter und Unterstützer aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur, Sport, Wissenschaft, Medien und Film". Außerdem dürfe man sich auf mehrere "Showacts" freuen.

Kanzlerfeste haben Tradition

Die "Kanzlerfeste" haben eine lange Tradition: Schon Fred Sinowatz lud dazu in den 1980er Jahren ein – ebenso seine roten Amtsnachfolger. Deren bevorzugte Location war das Hotel Altmannsdorf, das der SPÖ gehörte. Nur einmal, 2009, bat Werner Faymann in die Hauptwerkstätte der ÖBB in Wien-Simmering, die zu einer noblen Party-Location umgestaltet worden war.

Ob ungestörtes Feiern im Palais Schönburg möglich sein wird, ist offen, denn es ist am nahen Hauptbahnhof eine Protestkundgebung angesagt. Aufgestellt wurde die Gegenkundgebung von mehreren Organisationen, die sich anlässlich des Weltflüchtlingstages gegen die Asylpolitik der Regierung wenden. Startpunkt ist nicht zufällig der Hauptbahnhof, sei dieser doch "zum Symbol der Willkommenskultur im Jahr 2015" geworden, wie Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger als Sprecher der Organisatoren in einer Aussendung ausführte. Reden geplant sind etwa von Vertretern der Diakonie und der "Omas gegen Rechts" sowie von Kommunalpolitikern von Grünen und SPÖ, darunter die stellvertretende Vorsteherin des ersten Wiener Gemeindebezirks, Mireille Ngosso (SPÖ), die wegen ihrer afrikanischen Herkunft Opfer von Social-Media-Pöbeleien geworden war.

Demo darf nicht zum Palais

Wie die Wiener Polizei mitteilte, wird die Demonstrationsroute nicht direkt am Palais Schönburg vorbeiführen, in dem der VP-Chef gut tausend Gäste erwartet. Dies sei behördlich untersagt worden. Auch können jederzeit Sperrgitter aufgestellt werden, sollten Demonstranten versuchen, zur Veranstaltung vorzudringen, zu der auch politische Gäste aus dem Ausland geladen sind.

Ein anderes Thema hatten die Demonstranten gegen den Sommerempfang der IV Montagabend. Sie wandten sich gegen den Einfluss der Industriellenvereinigung auf die Regierungspolitik etwa bei der Erhöhung der Höchstarbeitszeit. Bis 22 Uhr wurde die Veranstaltung im Kursalon Hübner lauthals gestört. Bis zu 400 Demonstranten nahmen laut Polizei teil, einige versuchten auch, in das Festgelände einzudringen. Eine Polizistin wurde von einem aus dem Kreis der Demonstranten geworfenen Böller am Bein verletzt. Der Täter konnte unerkannt entkommen. (red, APA, 18.6.2018)