Pfarrer Kaspar Feld.

foto: pfarre lend/archiv leo

Gedenkstein für Josef Scherleitner

foto: gemeinde lend

Salzburg – Ein Gottesdienst, die Segnung einer Gedenktafel in der Kirche, dann die Enthüllung einer zweiten Ehrentafel am Friedhof: Die kleine Pinzgauer Industriegemeinde Lend gedenkt kommenden Sonntag zweier Nazi-Opfer aus der Gemeinde: KPÖ-Widerstandskämpfer Josef Scherleitner und Pfarrer Kaspar Feld.

Wer an dieser Stelle an Don Camillo und Peppone denkt, irrt. Die beiden Männer dürften – abgesehen von zufälligen Begegnungen – kaum je etwas miteinander zu tun gehabt haben.

Zwei unterschiedliche Biographien

Josef Scherleitner war in dem durch die Aluminiumproduktion traditionell "roten" Lend Tischler, bis 1934 Sozialdemokrat und Schutzbündler, dann Funktionär der illegalen KPÖ. Er wurde am 12. Februar 1942 festgenommen, wegen "Hochverrates" verurteilt und am 30. April 1943 im Gefängnis München-Stadelheim ermordet. Zur Abschreckung wurde die Hinrichtung im gesamten Ort Lend plakatiert.

Pfarrer Kaspar Feld wurde von der Gestapo wiederholt verhaftet und war mehrmals im Gefängnis. Er landete schließlich wegen "staatsabträglicher Äußerungen" 1944 im Konzentrationslager Dachau. Feld überlebte das KZ knapp und wurde am 26. April 1945 befreit. Kaspar Feld verstarb 1979 in Tirol.

Kirche und Ehrenplatz

Den Anstoß für die Ehrung der zwei NS-Opfer aus Lend haben Recherchen des Pinzgauer Historikers Rudi Leo geliefert. Nach einem STANDARD-Bericht im Jahr 2015 sagte Bürgermeister Peter Eder (SPÖ) eine Ehrung von Feld und Scherleitner zu. Es hat freilich gedauert und es wird Eders Nachfolgerin am Sonntag vorbehalten sein, die Gedenktafeln mitzuenthüllen. Man sei sich in der Gemeinde lange nicht über die Form des Gedenkens einig gewesen, sagt Bürgermeisterin Michaela Höfelsauer (SPÖ).

Fotos aus dem Gestapo-Akt von KPÖ-Widerstandskämpfer Josef Scherleitner.
foto: döw

Die Lösung, für Pfarrer Feld eine Tafel in der Kirche anzubringen und für den Kommunisten Scherleitner am Friedhof einen Ehrenplatz einzurichten, sei aber dann auf allgemeine Zustimmung gestoßen.

Verpflichtung für Nachgeborene

"Es ist eine Verpflichtung für uns Nachgeborene, das Unrecht, das ihnen (und vielen anderen) angetan wurde, aufzuzeigen und ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren – im Bewusstsein, dass wir heute in der Demokratie viele Werte leben können (freie Meinungsäußerung ...), für die sie ins Gefängnis gingen", schreibt der Pfarrer von Lend Oswald Scherer dazu im aktuellen Pfarrbrief. (Thomas Neuhold, 19.6.2018)