Der Knautschhut "Art Udo" von Mühlbauer stammt aus der Sommerkollektion 2011.

Foto: Heidi Seywald

Wer vor dem Eissalon am Schwedenplatz steht und den Kopf in den Nacken legt, kann es hinter den Fensterscheiben des Hauses am Franz-Josefs-Kai Nummer 15 erahnen. Über dem Wiener Schwedenplatz sitzen die Hutmacher und Modistinnen der Hutmanufaktur Mühlbauer und formen Hüte, mittlerweile 22.000 im Jahr.

Das Familienunternehmen hat geschafft, womit sich viele Firmen mit Geschichte schwertun: Tradition mit neuen Ideen zu verbinden, ohne die Ursprünge aus den Augen zu verlieren.

Der Knautschhut "Art Udo" aus der Sommerkollektion 2011 ist ein schönes Beispiel dafür. Das Modell besteht aus einem gitterartigen Papierfasergeflecht, um den Krempenrand ist ein verdrahtetes, biegsames Ripsband geschlungen. Mit "Art Udo", der von Männern wie Frauen getragen werden kann, wurde der Hut nicht neu erfunden, ihn zeichnet eher eine gewisse Zeitlosigkeit aus.

Vielleicht auch deshalb gehört der Hut heute zu den Bestsellern der Firma. Andere Mühlbauer-Modelle haben bereits Hollywoodluft geschnuppert: Stars wie Brad Pitt oder Madonna haben schon welche auf dem Kopf getragen.

Die sanfte modische Erneuerung des Hutunternehmens ist Klaus Mühlbauer angegangen. Er übernahm den Betrieb seiner Eltern Brigitte und Heinz 2001 mit seiner Schwester, heute leitet er die Firma in der vierten Generation allein. Seither hat sich die Hutmanufaktur den internationalen Gepflogenheiten der Modebranche angenähert. Zweimal jährlich wird eine neue Kollektion herausgebracht, sie besteht pro Saison aus rund 70 bis 80 Hüten, Mützen, Fascinators.

Los ging es für das Unternehmen übrigens nicht am Schwedenplatz im zentralen ersten Bezirk, sondern klassischerweise in der Vorstadt. Julianna Mühlbauer begann 1903 in Floridsdorf mit einer kleinen Hutwerkstätte und einem angeschlossenen Laden – das Unternehmen hat sich nicht nur im sprichwörtlichen Sinne vorangearbeitet. (Anne Feldkamp, RONDO, 20.7.2018)