Eines muss man ihm lassen, Brasiliens Superstar Neymar sorgte in den letzten Tagen für modischen Gesprächsstoff: Zu Ehren des Großereignisses hatte sich der Fußballer das Deckhaar blondieren lassen – und sah pünktlich zur WM so aus, als wolle er der legendären Fußballerfrisuren der letzten Jahrzehnte (Ruud Gullit!, "Schneckerl" Prohaska!, Andi Ogris!, Stefan Effenberg!, Mario Balotelli!, Marko Arnautovic!) gedenken. Endlich mal einer, der sich nicht (wie jeder zweite Fußballspieler) mit einem durchschnittlichen Tattoo begnügte.

Doch die Bemühungen des Superstars gingen in die Hose. Das Netz amüsierte sich über die "Nudel"-Frisur, selbst Marathon-Twitterer Boris Becker fühlte sich zu einem Kommentar bemüßigt. Es kam noch schlimmer: Der französische Ex-Spieler Eric Cantona kippte sich einen Topf Spaghetti über den Kopf und stellte das Foto auf seinem Instagram-Account online. So viel der Häme konnte der Brasilianer nicht über sich ergehen lassen. Neymar tat, was er auf dem Spielplatz nicht so schnell tun würde. Der Fußballstar trat den Rückzug an, die blonden Spaghetti mussten dran glauben.

Die "Spaghetti" des brasilianischen Fußballstars Neymar ... sind schon wieder ab.
Foto: APA/AFP/PASCAL GUYOT

Dieser Rückzug ist bedauerlich. Mit den Spaghetti von Neymar war für einen Moment die Fußballerfrisur zurückgekehrt. Wir erinnern uns: Irgendwann einmal waren Fußballspieler die breitbeinigen Glücksritter mit den Goldketterln, die Helden mit den wehenden Vokuhilas, den Oberlippenbärten und den großmäuligen Sagern.

Jetzt gelten andere Regeln. Der isländische Spieler Rúrik Gíslason wurde innerhalb weniger Tage vom unbekannten Zweitligaspieler zum Instagram-Star – und das nur, weil er den durchschnittlichen Attraktivitätskriterien weiblicher Fans (Tattoos!, Man-Bun!) entspricht.

Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen – es hatte ja noch jede Weltmeisterschaft ihre Schönlinge. Schade aber um die modische Exzentrik der großmäuligen Glücksritter. Diese Spieler brachten Farbe auf den Platz, vielleicht auch, weil sie keine Likes für ihren Auftritt erwarteten.

Doch wer weiß, was in den nächsten Wochen passiert. Immerhin bleibt Jérôme Boateng bislang standhaft – er hat einen grauen Hahnenkamm zu verteidigen. Und vielleicht gibt der eitle Neymar ja auch noch Gas. Seine 95,5 Millionen Instagram-Fans würden das sicherlich zu schätzen wissen. (Anne Feldkamp, 20.6.2018)

Weiterlesen:
Wie der Fußballer Rúrik Gíslason zum Instagram-Star wurde

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Was ist sonst noch los auf den Köpfen der Fußballstars?

Neymar nach dem Haarschnitt: Als Stilvorbild dürften Justin Timberlakes goldige Schneckerln Anfang der Nullerjahre hergehalten haben.

Foto: REUTERS/Hannah McKay

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Jérôme Boateng setzte hingegen auf Grau – und bekam im Netz bereits sein Fett ab.

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Oben kurz, vorne lang: Islands Kapitän Aron Gunnarsson trägt einen imposanten Bart.

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Passend zum exzentrischen Trikot: Nigerias Verteidiger William Troost-Ekong trägt einen giftgrünen Streifen auf dem Kopf.

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Mexikos Torhüter Guillermo Ochoa hält die Locken mit einem Stirnband im Zaum.

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Panamas Spieler Román Torres hat die schönsten Dreadlocks der WM.

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Perus Verteidiger Luis Advíncula ist ebenfalls erblondet.

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