Satya Nadella versucht, Mitarbeiter zu beschwichtigen. Eine Auflösung der Verträge kündigte er aber nicht an.

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Microsoft-Mitarbeiter protestieren mit einem offenen Brief, der von über 100 Personen unterschrieben wurde, gegen die Partnerschaft des Unternehmens mit der US-Vollzugsbehörde für Immigration, dem United States Immigration and Customs Enforcement (ICE). Diese steht aktuell aufgrund von Familientrennungen an der Grenze zwischen den USA und Mexiko unter scharfer Kritik.

"Wir denken, dass Microsoft Kinder und Familien über Profite stellen muss", schreiben die Mitarbeiter in dem offenen Brief. Daher müssten die Verträge mit ICE unverzüglich aufgelöst werden. Das Unternehmen würde gar damit "prahlen", die Funktionen der Behörde zu unterstützen. Die Leute, die diese Technologien bauen würden, würden sich weigern, mitschuldig zu sein. "Wir sind Teil einer wachsenden Bewegung von Menschen aus der Industrie, die die schwere Verantwortung erkennen, die jene haben, die mächtige Technologien schaffen und müssen sicherstellen, dass sie für Gutes gebaut werden", so der offene Brief.

Microsoft-CEO Satya Nadella meldete sich nach einiger Verzögerung zu Wort und versuchte, die Mitarbeiter zu beschwichtigen. Microsoft biete dem Unternehmen bloß die Kommunikation per E-Mail oder Messaging und einen Kalenderdienst. "Wie viele von euch bin auch ich entsetzt", so Nadella. "Als Vater und Immigrant berührt mich dieses Thema auch persönlich. Das neue Gesetz ist grausam und missbräuchlich. Wir stehen für eine Veränderung". Nadella kündigte aber keine Auflösung der Verträge nicht – und erklärte auch keinen Posting des Unternehmensblog im Jänner, indem erwähnt wurde, dass Microsoft ICE Gesichtserkennungsservices anbieten würde.

Cook und Zuckerberg

In den letzten Tagen hat es viel Kritik aus dem Silicon Valley – unter anderem auch von Apple-Chef Tim Cook und Facebook-CEO Mark Zuckerberg – gegen Trumps "Nulltoleranzpolitik" gegeben. Im Zuge dessen werden systematisch alle Menschen, die illegal die Grenze überqueren, als Gesetzesbrecher behandelt und festgenommen.

Da Kinder nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, werden die Familien auseinandergerissen. Mehr als 2300 Kinder werden nach Angaben von US-Medien in umzäunten Auffanglagern in der Nähe der Grenze festgehalten, die als "Käfige" beschrieben werden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach in diesem Zusammenhang von "Folter". (red, 20.6.2018)