Ein Werbeplakat in Wien.

Foto: privat

Die Berufsgruppe der Humanenergetiker der österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) wirbt aktuell in einer breiten Kampagne mit dem Motto "Finde deine Energie" um ein besseres öffentliches Image. Auf Werbeplakaten sind müde, blasse, durchsichtig dargestellte Personen zu sehen, daneben eine farbige, glückliche Version von ihnen. Dazu werden der Slogan "Finde deine Energie" und ein Link zu einer Website beworben.

Die wurde vom Fachverband der persönlichen Dienstleister der WKO aufgestellt und bietet auch einen "Energiefinder", eine Suche nach Energetikern in Österreich, an. Hier ist es möglich, nach Standort, Methode (beispielsweise "Düfte", "Aurainterpretation" oder "Bioresonanz") und Zertifikat zu filtern. Die Seite soll einerseits Interessierte ansprechen, bietet aber andererseits auch Energetikern Informationsmaterial.

Krankenhaus Nord ist nicht Auslöser

Dem "Kurier" erzählte der Fachverbandsobmann der persönlichen Dienstleister, dass die Vorkommnisse um das Krankenhaus Nord nicht der Auslöser der Kampagne gewesen seien. Demnach wurden 95.000 Euro für einen Coach ausgegeben, der unter anderem die "Einbettung des Gebäudes in den natürlichen Umgebungsplan von Mutter Erde" plante und die "Verlegung eines Schutzrings, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen", in seinem Leistungsprotokoll beschreibt. Nach scharfer Kritik wurde die Projektleiterin abgezogen.

Auf der Website wird etwa das 3-Ebenen-Modell der Energetiker vorgestellt.
schlossmarketing

Schramböck hatte Gewerbeschein

Die Berufsgruppe stellt anhand eines dreistufigen Qualitätssicherungsmodells in Österreich Urkunden aus. Energetiker können sich als "etablierte" (Bronze), "qualifizierte" (Silber) oder "geprüfte" Humanenergetiker ausweisen lassen, wie die Website informiert. Dafür müssen sie sich immer erst als Bronze-Energetiker ausweisen lassen und können dann nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen – etwa eines Erste-Hilfe-Kurses oder einer bestimmten Zeit in einer Stufe – einen Antrag für einen Aufstieg stellen. Unter anderem hatten Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und der ÖVP-Abgeordnete und Vorstandsmitglied des Österreichischen Genossenschaftsverbandes, Peter Haubner, einen Gewerbeschein als Humanenergetiker.

Shitstorm wegen Werbevideos

Das Werbevideo verärgerte zahlreiche User.
Wirtschaftskammer Österreich

Zuletzt hat die Wirtschaftskammer aufgrund eines unpopulären Videos einen Shitstorm abbekommen. In diesem warb man im Stop-Motion-Look für den Zwölfstundentag. User bezeichneten ihn mehrfach als "Propaganda", ein Nutzer fragte, ob es sich um ein Video des Satiremediums "Tagespresse" handle. (red, 20.6.2018)