Zwei quirlige Kicker, die aber in ihrem Spielstil nicht zu vergleichen sind: Leo Messi und Luka Modric.

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Lionel Messi feiert am Sonntag seinen 31. Geburtstag. Ob fröhlich, entscheidet sich am Donnerstag.

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Liveticker zu Argentinien vs. Kroatien, Do., 20 Uhr

Nischni Nowgorod – Dass das argentinische Nationalteam – die Albiceleste, wie man sie der weiß-himmelblauen Farbgebung wegen auch nennt – ein ausgewachsenes Messi-Problem hat, ist seit langem schon bekannt. Nun aber scheint es, dass auch Lionel Messi ein Messi-Problem hat. Der verschluderte Elfer beim Auftakt-1:1 gegen Island sprach diesbezüglich Bände. Aber nicht nur das.

"La Pulga", wie sie ihn nennen, der Floh, schien insgesamt etwas müde. Bemüht, aber müde. Und besorgt fragte man sich – also vor allem die vielen argentinischen Zeitungen und TV-Stationen und Internetportale und Social-Media-Kanäle jeweils sich -, ob ihm, der alles schon gewonnen hat, der Druck, jetzt endlich auch Weltmeister zu werden, zu schwer lastet auf den Schultern. Oder gar seine Leidenschaft erlahmt wäre.

Dass das Team von Lionel Messi abhängt wie ein Gewölbe von seinem Schlussstein, wissen die Kollegen natürlich auch. Entsprechend hegen und pflegen und stützen sie den Kapitän. "Wir sind alle an seiner Seite. Er weiß, dass er auf unsere Unterstützung jetzt mehr denn je zählen kann", sagt der Bayer Paulo Dybala. Und Verteidiger Cristian Ansaldi vom FC Turin bekräftigte: "Wir alle wissen, was Messi für unser Team und unser Land bedeutet. Er ist nicht nur der beste Spieler der Welt auf dem Platz, sondern auch daneben."

Liebeserklärung

Zuletzt kamen in all den sich fragenden Kanälen gar Gerüchte über eine Ehekrise auf. Also meldete sich die Gattin via Instagram – auch das so ein Kanal – mit einer unmissverständlichen Liebeserklärung zu Wort.

Selbst die Mama konnte nicht mehr an sich halten. "Wir leiden sehr darunter, wenn sie sagen, dass er nicht mit dem argentinischen Team mitfühlt und dass er aus Verpflichtung und ohne Herz mitspielt, denn das ist nicht so." Sie selbst habe ihm längst geraten, was zu raten war: "Spiel einfach wie damals als Kind in Rosario auf dem Platz von Grandoli."

Jetzt freilich spielt er in Nischni Nowgorod, gegen Kroatien, das Nigeria 2:0 geschlagen hat. Da muss Messi jetzt liefern. Irgendwas muss ihm, der doch manchmal mit den Beinen tut, als könne er tatsächlich zaubern, einfallen. Sonst droht ein vorzeitiges, nicht eingeplantes WM-Aus. Dummerweise für die Südamerikaner ist Kroatien in dieser Partie keineswegs der Außenseiter.

Man kennt den Messi und seine Eigenarten, die es gilt, zu Unarten zu biegen. Ivan Rakitic ist Kollege bei Barcelona. Luka Modric und Matteo Kovacic bespielen ihn mit Real Madrid. Letzterer weiß, wie alle anderen, selbst Messi, auch: "Argentinien hängt sehr von Messi ab. Obwohl sie auch auf anderen Positionen tolle Spieler haben, brauchen wir keine Angst vor ihnen zu haben."

Was heißt Angst? Kroatiens Team mit diesen wunderbaren, aber doch schon etwas in die Jahre gekommenen Spielern eifert der Generation von 1998 um Davor Suker nach. Der, mittlerweile Verbandspräsident, wäre wohl nicht böse, wenn es gelänge, auch nun wieder Dritter zu werden.

Anti-Messi-Taktik

Am dafür nötigen Selbstbewusstsein sollte es nicht mangeln. "Wir haben", weiß Kovacic, "eine sehr gute Mannschaft, ich glaube sogar, eine bessere." Nachsatz: "Wenn man Messi wegnimmt."

Teamchef Zlatko Dalic, der den Milan-Stürmer Nikola Kalinic heimgeschickt hat (offiziell wegen "Verletzung", inoffiziell wegen "Problemen"), konsultierte diesbezüglich intensiv Rakitic. "Ich nutze alle Infos. Es gibt keinen perfekten Weg, um Messi zu stoppen, er ist der beste Spieler der Welt. Ein exzellenter Spieler kann zwar ein gutes Ergebnis machen, aber ein großartiges Team macht es besser. Wir werden ein bisschen entspannter ins Spiel gehen als sie." Nach dem Auftaktsieg ließe sich sogar fast sagen: beschwingt. (Wolfgang Weisgram, 20.6.2018)

WM in Russland, Gruppe D, 2. Runde, Donnerstag

Argentinien – Kroatien
Nischni-Nowgorod-Stadion, 20 Uhr, live ORF 1, SR Irmatov (UZB)

Argentinien: 23 Caballero – 2 Mercado, 17 Otamendi, 3 Tagliafico – 18 Salvio, 13 Meza, 15 Mascherano, 22 Pavon, 8 Acuna – 10 Messi, 19 Aguero

Ersatz: 1 Guzman, 12 Armani – 4 Ansaldi, 6 Fazio, 16 Rojo, 5 Biglia, 7 Banega, 15 Perez, 20 Lo Celso, 9 Higuain, 11 Di Maria, 21 Dybala

Kroatien: 23 Subasic – 2 Vrsaljko, 6 Lovren, 21 Vida 3 Strinic – 10 Modric, 7 Rakitic – 18 Rebic, 9 Kramaric, 4 Perisic – 17 Mandzukic

Ersatz: 1 Livakovic, 12 Kalinic – 5 Corluka, 13 Jedvaj, 15 Caleta-Car, 22 Pivaric, 8 Kovacic, 11 Brozovic, 14 Bradaric, 19 Badelj, 20 Pjaca

Es fehlt: 16 Kalinic (nicht mehr im Kader)