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ÖVP-Chef Sebastian Kurz schließt das erste Semester als Kanzler mit hervorragender Benotung ab – FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache verzeichnet bei der Kanzlerfrage nun allerdings außergewöhnlich niedrige Werte.

Foto: Reuters / Lisi Niesner

Linz – ÖVP-Chef Sebastian Kurz schließt das erste Semester als Bundeskanzler mit hervorragender Benotung ab. In der Frage, wen man zum Bundeskanzler wählen würde, wenn man das direkt könnte, tippen 44 Prozent auf Kurz und nur 27 Prozent auf seinen Amtsvorgänger Christian Kern (SPÖ).

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Market-Umfrage unter 800 Wahlberechtigten. Kurz punktet demnach vor allem bei älteren Befragten – von diesen würden 52 Prozent Kurz wählen, während von den Jungwählern unter 30 Jahren nur 33 Prozent den Amtsinhaber nennen.

Die weiteren Spitzenvertreter der Parteien bleiben in der Kanzlerfrage alle unter zehn Prozent – was vor allem für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einen außergewöhnlich niedrigen Wert darstellt: Während Kurz den besten Wert aller Vergleichsumfragen aufweist (den zweitbesten Wert erzielte er nach dem Wahlsieg und vor der Regierungsbildung im Vorjahr), fällt Strache erstmals seit dem Frühjahr 2012 unter die Zehnprozentmarke.

Strache kommt in der Kanzlerfrage auf acht Prozent – und dann kommt wieder lange nichts, denn Matthias Strolz hat sich ja selber aus dem Rennen genommen. Seine designierte Nachfolgerin wird gerade einmal von zwei Prozent als Kanzlerin gewünscht, die Werte von Strolz waren zuletzt zwischen vier und sechs Prozent. Peter Pilz würde von einem Prozent gewählt.

Der STANDARD ließ auch fragen: "Peter Pilz kommt ja jetzt wieder ins Parlament. Was meinen Sie: Ist es gut, dass Peter Pilz auf Kosten eines anderen Mitglieds seiner Liste einen Nationalratssitz bekommt, oder hätte er nicht mehr in den Nationalrat zurückkehren sollen?" Darauf sagen 53 Prozent, Pilz hätte nicht zurückkehren sollen, 27 Prozent befürworten seine Rückkehr. Schon im Jänner hatte es ein ähnliches Ergebnis (56 zu 23 Prozent) gegeben.

Bezüglich Neos ließ der STANDARD fragen, ob diese durch den Abgang von Strolz gestärkt oder geschwächt würden – 62 Prozent sagen eindeutig, dass das Ausscheiden von Strolz eine Schwächung wäre.

Zu den Parteiführern der anderen Parteien stellte Market folgende Frage: "Wie zufrieden sind Sie mit den Spitzenpolitikern der drei großen Parteien ÖVP, SPÖ und FPÖ in ihrer aktuellen Rolle? Sagen Sie mir das bitte mit einer Schulnote: 1 bedeutet sehr zufrieden, 5 gar nicht zufrieden."

Schlechtes Zeugnis für Kern

Christian Kern als Oppositionsführer bekam dabei deutlich schlechtere Noten als noch im März: 31 Prozent gaben ihm einen Fünfer (im März waren es 19 Prozent), fünf Prozent einen Einser (im März noch acht Prozent) – der Notenschnitt liegt bei 3,59. Auch seine eigenen Wähler geben ihm im Schnitt nur 2,74.

Heinz-Christian Strache als Vizekanzler konnte sich gegenüber der März-Umfrage leicht verbessern, er bekommt jetzt 17 statt zehn Prozent Sehr gut und nur 24 statt 31 Prozent Nicht genügend. Durchschnittsnote: 3,22.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Im Unterschied zu Kern, der eher für einen schlechten Oppositionschef gehalten wird, wächst Strache in seine Rolle als Vizekanzler hinein und bekommt auch gewisse Anerkennung, vor allem auch von den Wählern seines Regierungspartners. Andererseits sieht man, dass selbst die FPÖ-Wähler in der Kanzlerfrage eher zu Kurz als zu Strache tendieren."

Bei Kern sei das umgekehrt: Die SPÖ-Wähler und auch viele Wähler der kleineren Parteien würden in Kern immer noch einen guten Kanzler sehen, aber (zumindest noch) nicht einen guten Oppositionsführer.

Bundeskanzler Sebastian Kurz bekommt nicht nur in der Kanzlerfrage, sondern auch in der Frage, wie zufrieden die Österreicherinnen und Österreicher mit ihm in seiner Rolle als Kanzler sind, ein gutes Zeugnis ausgestellt: Die "Sehr gut"-Nennungen sind von 26 Prozent im März auf 31 gestiegen, die "Nicht genügend"-Beurteilungen von 19 auf 13 Prozent gesunken. Der Notenschnitt liegt bei 2,47 Prozent – von den ÖVP-Wählern bekommt er im Durchschnitt 1,39 und von den FPÖ-Wählern 1,63. Von den SPÖ-Wählern vergibt allerdings jeder Dritte ein Nicht genügend an Kurz.

Zufriedenheit mit Türkis-Blau

Der guten Beurteilung der Regierungsspitze entspricht auch die Gesamteinschätzung der Regierung. Der STANDARD ließ fragen: "Die aktuelle Regierung aus ÖVP und FPÖ ist nun bald ein halbes Jahr im Amt; aus Ihrer Sicht: Ist diese Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ alles in allem gut oder weniger gut für Österreich?"

Darauf sagten 53 Prozent, die Zusammenarbeit von Türkis-Blau sei gut für das Land – Männer sehen das positiver als Frauen, West- und Südösterreicher positiver als Wiener. Nur 31 Prozent sehen die Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ negativ – das gilt besonders für die erklärten Sozialdemokraten (70 Prozent Ablehnung). Auch in Wien gibt es eine relative Mehrheit (43 zu 38 Prozent), die die Regierungszusammenarbeit ablehnt. Noch im März waren jeweils 44 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten für und gegen die Koalition.

Würde jetzt gewählt, ginge die Wahl nicht wesentlich anders aus als im vergangenen Herbst. Die Market-Hochrechnung sieht die ÖVP bei 34 Prozent (Wahlergebnis 31,5 Prozent), die SPÖ bei 26 (26,9) Prozent, die FPÖ bei 25 (26) Prozent und die Neos bei sieben (5,3). Die Grünen hätten mit fünf Prozent einen Chance auf einen Wiedereinzug in den Nationalrat, die Liste Pilz mit zwei Prozent dagegen nicht. (Conrad Seidl, 22.6.2018)