Bei 106.000 Pflichtschülern in Wien wurde im Vorjahr fast jeder Sechste als außerordentlich geführt, bei den Taferlklasslern war es fast jeder Dritte.

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Wien – Auch wenn Wien die konkrete Anzahl noch nicht nennen kann, steht jetzt schon fest: Es dürfte im kommenden Schuljahr auch in der Bundeshauptstadt deutlich weniger Deutschförderklassen geben als prognostiziert. Auf die Stadt ist ursprünglich fast die Hälfte der Deutschklassen in Österreich entfallen.

Für die von der türkis-blauen Bundesregierung gewünschten Deutschklassen ist die Anzahl der außerordentlichen Schüler bedeutend: Den Status erhalten Pflichtschüler dann, wenn sie große Deutschdefizite haben und dem Unterricht nicht ausreichend folgen können. Eingestuft werden die Schüler vom Direktor oder von der Direktorin der Schule.

In Wien wurde im Vorjahr – auch wegen der Flüchtlingsbewegungen – ein Rekordwert verzeichnet: Im Schuljahr 2017/18 wurden mit Stichtag 1. 10. 2017 genau 16.540 Schüler als außerordentlich eingestuft. Bei 106.000 Pflichtschülern wurde also fast jeder Sechste als außerordentlich geführt, bei den Taferlklasslern war es fast jeder Dritte. Im Vergleich zum Schuljahr 2010/11, als nur 7.875 außerordentliche Schüler registriert wurden, waren es 2017/18 mehr als doppelt so viele.

Erstmals Minus nach sieben Jahren

Erstmals nach zuletzt sieben Jahren in Folge, in denen sich die Zahl der Schüler mit großen Deutschdefiziten stetig erhöht hat, wird aber in diesem Segment wieder ein Minus verzeichnet: Laut Stadtschulrat gibt es aktuell nur noch 12.781 außerordentliche Pflichtschüler, wie es zum STANDARD heißt.

Das ist in etwa die Anzahl vor Beginn der großen Flüchtlingsbewegungen im Herbst 2015: Im Schuljahr 2014/15 wurden 12.090 außerordentliche Schüler gezählt. Mehr außerordentliche Schüler wie aktuell gab es auch schon ab dem Jahr 2002, als vor allem tschetschenische Flüchtlinge nach Österreich kamen.

Der Vorteil an diesem Schülerstatus ist, dass Außerordentliche spezielle Sprachförderkurse erhalten und nur dort benotet werden, wo sie auch positive Leistungen erbringen. Sie können sonst aber am regulären Schulleben im Klassenverbund teilnehmen.

Für Schulneueinsteiger eigene Deutschklassen

Für Schulneueinsteiger, die ab dem Schuljahr 2018/19 keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben, gilt das nicht mehr: Sie erhalten zwar mehr Deutschförderstunden als bisher, müssen aber eine eigene Deutschklasse mit bis zu 25 weiteren Schülern besuchen – sofern es acht außerordentliche Schüler pro Standort gibt. Der Status kann höchstens zwei Jahre lang vergeben werden. Eine Umwandlung in "ordentlich" ist bei Deutschfortschritten aber auch davor möglich. (David Krutzler, 21.6.2018)