BND-Lauschposten im bayrischen Bad Aibling.

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Sehr geehrte Damen und Herren vom Bundesnachrichtendienst, mit Enttäuschung entnehme ich dem STANDARD, dass die Archäologie einer Beobachtung durch Ihren Dienst – noch – nicht würdig ist. Dem muss ich auf das Energischste widersprechen. Um einerseits die richtigen Dimensionen der Tätigkeit von Archäologen klarzumachen und um andererseits Ihre Arbeit nicht allzu aufwendig werden zu lassen, möchte ich schon im Voraus Folgendes mitteilen:

Im kommenden September werde ich in die sogenannten Westbalkanländer reisen, um dort Soldaten an ihren jeweiligen Standorten aufzunehmen. Ich werde in meinem VW-Bus nächtigen und in den jeweiligen Staaten eine Prepaid-SIM-Karte lösen, also wenige Spuren hinterlassen. Als Entschädigung dafür teile ich Ihnen gerne die Zahl der erfassten Militärangehörigen mit, ihre Standorte, Dienstgrade, Ausrüstung und sogar ihre Familienangehörigen. Dass es sich um römische Militärs handelt, die dort vor 2.000 Jahren im Einsatz waren, spielt eine untergeordnete Rolle: Sie interessieren sich ja wirklich für alles, und da wird Ihnen eine Horizonterweiterung nur willkommen sein.

Sold für Wissenschafter

Sollte ich Ihr Interesse an dem Thema geweckt haben, stelle ich mich gerne als Informant zur Verfügung. Sie wissen ja noch besser als ich, in welchem Ausmaß der Geldfluss von den stets transparenten Wissenschaften in die stets geheimen Dienste umgeleitet wurde. Für den Sold eines einzigen Geheimdienstlers könnten Sie sicher viele Wissenschafter beschäftigen – vor allem junge, die sich von einem Projekt zum nächsten durchhungern.

Zur leichteren Identifizierung führe ich noch meine Adresse im Cyberspace an: lupa.at (lupa ist ein weiblicher Vierbeiner und nicht eine italienische Benzinmarke). (Ortolf Harl, 25.6.2018)