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Matteo Salvini, Inbegriff einer harten Linie in der Migrationspolitik, macht sich nun Mafia-Aufdecker Roberto Saviano zum Feind.

Foto: Reuters/Rellandini

"Diese Schiffe können es vergessen, Italien zu erreichen." Matteo Salvini, Innenminister Italiens und Chef der rechten Partei Lega, machte erst am Wochenende erneut klar, was er davon hält, private Migrantenrettungsschiffe anlegen zu lassen. Sowieso könne sein Land "keinen einzigen Migranten" mehr aufnehmen. Sollte es keinen Wechsel in der europäischen Migrationspolitik geben, müsse seine Regierung über die Kürzung der EU-Beiträge nachdenken.

Salvini, der in Italien "Bullo", Rowdy, genannt wird, ist mittlerweile der Inbegriff für eine harte Linie in der Migrationspolitik. Zu Hause traf er damit einen Nerv. Mit Hetze gegen Migranten und "Das Boot ist voll"-Rhetorik konnte er bei den Wahlen Anfang März den Stimmanteil seiner Partei auf knapp 18 Prozent steigern und damit im Vergleich zu 2013 vervierfachen. Seit Juni bildet die Lega gemeinsam mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung eine Koalition. Premier Giuseppe Conte gilt als Marionette der beiden Parteichefs.

Auf Medien gibt Salvini, ganz Populist, wenig. Seine Vorstellungen von Demokratie illustriert er lieber via Facebook oder auf den Piazze, wo er seine radikalen Parolen in die Welt schreit. Seit 2013 führt der 45-Jährige, der nach Abbruch des Geschichtsstudiums zuerst als Journalist arbeitete, die rechte, ursprünglich separatistische Lega. Seit die Partei den Zusatz "Nord" aufgab, ist es nicht mehr der "Gestank der Neapolitaner" in Süditalien, gegen den der gebürtige Mailänder wettert, sondern eben die Migranten oder Sinti und Roma oder allgemein die EU oder der Euro, den er als "kriminelle Währung" bezeichnete. Als Vorbild innerhalb Europas nennt Salvini gerne Ungarns Viktor Orbán, und auch für Russlands Wladimir Putin hegt er offen Sympathien. Gute Verbindungen zu russischen Oligarchen und dem Rechtsextremen Alexander Dugin werden ihm nachgesagt.

Aber auch die Liste seiner Feinde ist lang. Der geschiedene zweifache Vater hat sich gerade einen neuen geschaffen: Roberto Saviano, der hochpolitische Schriftsteller, der seit seinem Buch über die Camorra von der Mafia gejagt wird, kristallisiert sich gerade als Hoffnungsfigur der Linken heraus. Savianos wortgewaltiger Appell gegen Salvinis Parolen zog am Wochenende seine Kreise: "Nehmen wir Salvini die Möglichkeit weg, ständig Lügen zu verbreiten. Wer heute nicht Position bezieht, der macht sich für immer schuldig", warnte Saviano. (Manuela Honsig-Erlenburg, 24.6.2018)