Schon für das iPhone X hätte ursprünglich der Lightning-Anschluss entfernt werden sollen. Der langfristige Trend geht aber auch so in diese Richtung.

Grafik: Apple

Mit der Entfernung der Kopfhörerbuchse hat Apple im Jahr 2017 für einige Aufregung unter Smartphone-Usern gesorgt. Bis heute ist diese Entscheidung äußerst umstritten, selbst so manch eingeschworene Apple-Fans können dieser Entwicklung wenig Positives abgewinnen. Die Android-Welt scheint in dieser Frage wiederum gespalten, während ein Teil der Hersteller dem Vorbild Apples folgt, wirbt etwa Branchenprimus Samsung weiterhin explizit mit einem Miniklinkenanschluss.

Pläne

Doch all das könnte nur ein erster Schritt gewesen sein, wie ein aktueller Bericht von Bloomberg nahelegt. Demnach soll Apple für das iPhone X ursprünglich die Entfernung des Lightning-Anschlusses überlegt haben. Schlussendlich habe man sich aber dagegen entschieden, da man bislang keinen adäquaten Ersatz für die dort gebotene Funktionalität bieten konnte. So sei derzeit etwa das drahtlose Aufladen noch erheblich langsamer als jenes per Kabel, zudem hätte die Streichung des Lightning-Ports bedeutet, dass man mit jedem iPhone X ein drahtloses Ladegerät mitliefern hätte müssen – was natürlich die Kosten erhöht hätte.

Doch der Umstand, dass Apple sich dann doch noch gegen diesen radikalen Schritt entschieden hat, sollte keine falschen Erwartungen wecken: Früher oder später wird der iPhone-Hersteller auch den Lightning-Port streichen. Das langfristige Ziel der Apple-Designer sei es alle externen Anschlüsse und Knöpfe zu entfernen, betont Bloomberg-Autor Mark Gurman. Das iPhone solle also komplett drahtlos werden.

Zweifelhafte Entwicklung

Ob all dies im Sinne der Nutzer ist, sei dahingestellt, immerhin haben drahtlose Technologien auch nicht zu unterschätzende Nachteile. Eine Kopfhörerbuchse ist etwa wesentlich zuverlässiger als eine Bluetooth-Verbindung, für den lokalen Zugriff auf ein Smartphone ist es oft ebenfalls leichter zu einem Kabel zu greifen. Und so lange drahtlose Ladegeräte nicht überall angeboten werden, muss ein solches auch auf Reisen mitgenommen werden, was wiederum mehr Platz benötigt und mühsamer zu nutzen ist als ein klassischer Charger.

Überlegungen

Die Vorteile für Apple – und andere Hersteller – sind hingegen klar: Jeder externe Anschluss macht das Design eines Smartphones schwerer, da man den gesamten inneren Aufbau des Geräts an solchen Fixpunkten orientieren muss. Zudem verbraucht so eine Buchse natürlich auch einen gewissen Platz, um den herumdesignet werden muss. Und nicht zuletzt sind Anschlüsse und bewegliche Teile natürlich immer einer starken physischen Beanspruchung ausgesetzt, was sie besonders anfällig für technische Gebrechen macht.

Verbliebene Komponenten

Freilich ist der Lightning-Anschluss – oder bei Android-Geräten: USB-C – nicht die einzige verbliebene Verbindung nach außen. So bliebe etwa noch der Slot für die SIM-Karte übrig, aber auch diesen versuchen die Hersteller zunehmend durch eine fix verbaute, aber frei programmierbare Alternative namens eSIM zu ersetzen. In Smartphones findet diese aufgrund mangelnder Unterstützung durch die großen Mobilfunkbetreiber bislang nur wenig Einsatz, lediglich Googles Pixel 2 (XL) bildet hier eine Ausnahme. Apple selbst nutzt die eSIM bereits für die Apple Watch 3 LTE und bei manchen iPad-Modellen.

Doch auch weiteren fix platzierten Komponenten könnte es schon bald an den Kragen gehen. So gibt es etwa mit dem Vivo Nex seit kurzem ein Smartphone, bei dem der Telefonielautsprecher gestrichen wurde, die Tonausgabe erfolgt hier über Vibrationen des Bildschirms. Und HTC hat für sein U12+ wiederum die gewohnten Knöpfe zum Einschalten und für die Lautstärke durch Soft-Touch-Bereiche ersetzt.

Ausblick

Bis all diese Entwicklungen in einem Gerät vereint werden, mögen noch einige Jahre vergehen. Doch die Richtung ist klar: Nach – und zum Teil neben – rahmenlosen Bildschirmen dürften komplett "drahtlose" Geräte ohne externe Anschlüsse einer der nächsten großen Trends in der Smartphone-Welt sein – ob dies im Interesse der Nutzer ist oder auch nicht, spielt dabei nur eine Nebenrolle. (Andreas Proschofsky, 2.7.2018)