Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will bei der Zentralmatura nachbessern.

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Wien – Es gibt wohl nur wenige Leute, die mit Freude an ihre Mathe-Matura zurückdenken. So wird es auch dem Jahrgang 2018 gehen, aber: So schlimm wie zuerst gedacht scheint es nun doch nicht zu sein. Mehr als 33.500 Schüler sind dieses Jahr in allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) zur Mathematikmatura angetreten, rund 2.000 von ihnen, also rund sechs Prozent, sind schlussendlich durchgefallen. Das geht aus Zahlen des Bildungsministeriums, die dem STANDARD vorliegen, hervor.

Zwar ist jeder fünfte Schüler an der schriftlichen Mathematik-Zentralklausur gescheitert. Doch zwei Drittel (AHS) beziehungsweise drei Viertel (BHS) der Durchgefallenen konnten sich die Note bei der Kompensationsprüfung auf ein "Genügend" – oder im besten Fall sogar auf einen Dreier – verbessern. Insgesamt steht in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik nun nicht ganz 3.000 Schülern eine schriftliche Nachprüfung im Herbst bevor.

Ende "Genügend", alles genügend, lautet sinngemäß nun auch das Resümee im Bildungsministerium: Man solle bei der Rezeption der Noten "die Kirche im Dorf lassen", relativiert Ressortchef Heinz Faßmann (ÖVP) die alarmierenden Berichte im Vorfeld bei der Gesamtpräsentation der Maturaergebnisse am Dienstag. Nach den Kompensationsprüfungen lägen die Ergebnisse der Mathematikmatura zwar "schon schlechter als im Vorjahr, aber innerhalb der üblichen Schwankungsbreite", betont Ministeriumssektionschef Andreas Thaller.

An den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) hat es rund doppelt so viele Fünfer gegeben wie 2015 und 2017 und praktisch gleich viele wie 2016. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS), wo die Zentralmatura erst ein Jahr später startete, ist es das bisher schlechteste Ergebnis: 2016 waren 13 Prozent der Arbeiten negativ, 2017 neun Prozent.

Große Unterschiede zeigen sich in den Bundesländern: An den AHS lieferten schriftlich Oberösterreicher und Burgenländer die wenigsten Fünfer ab, Salzburger und Wiener die meisten. An den BHS gab es ein etwas anderes Bild: Zwar gab es auch hier in Oberösterreich die wenigsten und in Wien die meisten negativen Noten – allerdings gehörte hier Salzburg zu den besten Bundesländern und das Burgenland zu den schlechtesten.

Österreich, ein entwickeltes Bildungssystem

Am System an sich will Faßmann nun jedenfalls nicht rütteln. Alle entwickelten Bildungssysteme, sagt der Minister, hätten zentrale Abschlussprüfungen: Frankreich, die Musterschüler im Norden Europas, auch im EU-Osten seien es immer mehr, sogar in den dezentralisierten USA verlangen Unis einen Standardtest. Nachbessern will Faßmann in Österreich aber schon.

Mehr oder weniger fix dürften kürzere Angabentexte in Mathe sein. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Textmenge zurückgeht", sagt Faßmann. Er begründet dies auch damit, dass an Standorten mit vielen Schülern mit nichtdeutscher Umgangssprache deutlich schlechtere Notenschnitte erzielt werden als an jenen mit einer geringeren Anzahl. "Längere Texte stellen eine zusätzliche Herausforderung dar", meint der Minister.

Grundkompetenzen überarbeiten

Beim Beurteilungsschema wünscht sich Faßmann eine klarere Entscheidungsgrundlage für die Punktevergabe. Unter anderem soll ein stärkerer Fokus auf Verständnis und Kompetenz gelegt werden – so soll ein kleiner Rechenfehler einer Punktevergabe nicht im Weg stehen. Überdacht werden soll auch die Vorgabe, dass an den AHS der erste Teil der Mathe-Matura nach zwei Stunden abgegeben werden muss, bevor der zweite Teil begonnen wird.

Inhaltlich will der Minister in Mathematik auch den Katalog der Grundkompetenzen überarbeiten. "Wir müssen schauen, ob wirklich alle nötig sind oder vielleicht noch welche fehlen." Schließlich soll auch die Bedeutung der Feldtestung der Aufgaben im Vorfeld der Matura steigen.

"Überprüfungsgruppe" eingerichtet

Dazu wird noch eine "Überprüfungsgruppe" mit Schulpartnern, Mitgliedern der Bundesreifeprüfungskommission, Fachdidaktikern und Mathematikern eingerichtet. Der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz (SPÖ) wird als Vorsitzender eines "Forums Zentralmatura" durch die Bundesländer reisen und Feedback von den Beteiligten einholen. Er arbeite auf einer Sachebene mit, betont er. "Ich gebe keine politische Schützenhilfe." (Katharina Mittelstaedt, 26.6.2018)