Cannabis boomt – vor allem unter jungen Menschen.

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Wien – "Es ist das Jahr der Rekorde", sagte die UN-Drogenexpertin Angela Me bei der Vorstellung des Weltdrogenberichts 2018 der Vereinten Nationen (UN) in Wien. Cannabis war im Jahr 2016 mit 192 Millionen Konsumenten das populärste illegale Rauschmittel – im Zehn-Jahres-Vergleich war hier ein Anstieg um rund 16 Prozent zu verzeichnen. Der Cannabisanbau stieg weltweit sogar um 27 Prozent auf 4.386 Tonnen. Besonders groß war die Steigerung in Nordamerika. Laut den Experten hänge dies vor allem mit der Legalisierung der Droge und deren Anbau in vielen US-Bundesstaaten zusammen.

Die Zahl der Menschen, die mindestens einmal im Jahr Drogen konsumieren, blieb mit rund 275 Millionen Menschen oder etwa 5,6 Prozent der Weltbevölkerung (Alter von 15 bis 64 Jahren) in etwa gleich.

Tödliche Opioide

Ein weiterer Trend: Der Opioidkonsum wird zu einem immer größeren gesundheitlichen Problem. Insgesamt sind mittlerweile 76 Prozent der mit Drogen assozierten Todesfälle auf die Einnahme der eigentlich verschreibungspflichtigen Medikamente zurückzuführen. Während in Nordamerika vor allem der Gebrauch von Fentanyl – einem synthetischen Opioid, das zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen eingesetzt wird – das größte Problem darstellt, hat der Konsum von Tramadol in Teilen Afrikas und Asiens besorgniserregende Ausmaße angenommen, heißt es im Bericht.

Die Experten betonen, dass Fentanyl und Tramadol für die medizinische Behandlung von Schmerzen von grundlegender Bedeutung sind, allerdings steigt die illegale Produktion kontinuierlich an. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 87 Tonnen pharmazeutische Opioide beschlagnahmt – das entspricht etwa der gleichen Menge an sichergestelltem Heroin.

Drogenmärkte expandieren

Die globale Produktion von Kokain erreichte 2016 mit schätzungsweise 1.410 Tonnen den höchsten Stand aller Zeiten. Der Großteil des Kokains stammte aus Kolumbien, zu besonders wachsende Absatzmärkten entwickelten sich Asien und Afrika. Zwischen 2016 und 2017 ist die weltweite Opiumproduktion um 65 Prozent auf 10.500 Tonnen angestiegen. "Die Ergebnisse des diesjährigen Weltdrogenberichts zeigen, dass die Drogenmärkte expandieren und die Kokain- und Opiumproduktion absolute Rekordhöhen erreichte", sagte Juri Fedotow, Leiter des UNODC.

Vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen konstatieren die UN-Experten zwei extreme Typologien des Drogenmissbrauchs: Während Jugendliche in wohlhabenden Ländern Cannabis, Ecstasy und Kokain als Partydrogen konsumieren, greifen Kinder in ärmeren Regionen zu billigen Rauschmitteln, um mit ihren schwierigen Lebensumständen fertig zu werden.

Anzahl der Todesfälle um 60 Prozent gestiegen

Was dem Bericht zufolge noch auffällig ist: Der Drogenkonsum der Generation 40 plus stieg deutlicher an als jener der jüngeren Konsumenten. Die Todesfälle, die durch den Missbrauch von Drogen verursacht wurden, ist zwischen 2000 und 2015 um 60 Prozent gestiegen. Zwischen den Geschlechtern stellte die UN große Unterschiede im Drogenkonsummuster fest. Demnach bevorzugen Frauen Opioide und Beruhigungsmittel, Männer nehmen häufiger Cannabis und Kokain. Frauen machen aber nur ein Drittel der Drogenkonsumenten aus. (red, 27.6.2018)