Julius Meinl V. und Karl-Heinz Grasser: Freunde und Geschäftspartner.

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Wien – In der Causa Buwog geht es u. a. ums "Schwiegermutter-Geld" (500.000 Euro), die der Erstangeklagte Karl-Heinz Grasser via Ferint-Konto angelegt und auf 784.000 Euro vermehrt haben will. Grasser sagte vor Gericht, seine Schwiegermutter habe das Geld ihrer Tochter, seiner Frau, geschenkt. Die Anklage zählt es Grasser zu. Thematisiert wurde, wie der damalige Finanzminister die 500.000 Euro scheibchenweise zur Bank seines Vertrauens, der Meinl Bank, brachte.

Bankmanager G. W., seit den 1970ern im Institut, nahm das Geld in Empfang. In seiner Einvernahme im Ermittlungsverfahren sagte er als Zeuge, er habe Grasser 2005 kennengelernt – sein Chef, der indirekte Bankeigner Julius Meinl V., habe ihm den Minister vorgestellt, "ich sollte eine Transaktion für ihn machen".

Da ging es schon um die erste Tranche des Schwiegermuttergelds; die Ermittler erfragten die Details. Im Juli 2005 sei Grasser eines Abends zu ihm gekommen, Meinl hatte den Termin vereinbart. Grasser habe ihm ein Kuvert übergeben, mit der Bitte, den Inhalt aufs Ferint-Konto einzuzahlen, und von 100.000 Euro gesprochen. "Ich übernahm das Kuvert, ohne es zu öffnen oder das Geld nachzuzählen, und legte es in einen Tresor in meinem Büro", schilderte der Zeuge. Bestätigung? "War nie Thema." Allerdings vergaß der Banker laut Protokoll aufs Geld in seinem Tresor, erst "einige Zeit nach der Übergabe" habe er das Kuvert geöffnet und zwei Pakete à 50.000 Euro darin gefunden. Nachgezählt habe er aber da noch immer nicht, sondern einmal 25.000 Euro eingezahlt.

Unauffällige Deals

Bestätigung? "Nicht mitgenommen." Am Nachmittag habe er dann die nächsten 25.000 Euro aufs Ferint-Konto eingezahlt. Warum in Tranchen? "Vermutlich, damit es nicht so auffällt." Schließlich habe man einmal die Aufsicht im Haus gehabt, die Bargeldtransaktionen überprüft hatte. W. reflektiert: "Es war vielleicht ein Blödsinn, dass ich so gehandelt habe." Auch die restlichen 75.000 Euro habe er tranchenweise eingezahlt. Grasser habe ihm vorweg gesagt, dass 500.000 Euro zusammenkommen würden, für die Wertpapiere angekauft werden sollten.

Fünf Monate später kam Grasser wieder, erneut nach Schalterschluss. Diesmal habe er W. ein größeres Kuvert überreicht, mit sechs Paketen à 50.000 Euro plus 30.000 Euro "lose". Er solle das aufs Ferint-Konto einzahlen, habe sein einziger Auftrag gelautet. W. erfüllte ihn, zahlte die 330.000 Euro am 19. Dezember 2005 ein.

500.000 Euro in Genussschein

Ein Jahr später ließ Grasser die 500.000 Euro (steckten vorübergehend in Meinl-Papieren, so wie das der Schweizer Ferint-Zeichnungsberechtigte beauftragt hatte) in den Hypo-Genussschein investieren. Im Herbst 2008 waren daraus die 784.000 Euro geworden, die nun von der Ferint an die Mandarin Group weiterflossen. Über die hat auch Buwog-Provisionär Walter Meischberger Geschäfte gemacht. Zufall, wie er vor Gericht sinngemäß erklärte. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Julius Meinl V. sagte als Zeuge übrigens aus, für die Meinl Bank sei die Ferint-Angelegenheit "immer eine kleine Sache" gewesen. (Renate Graber, 27.6.2018)