Wien/Brüssel – Egal ob Zwölfstundentag, Ceta-Ratifizierung, Klimastrategie oder Reform der Sozialversicherungsträger: Die Industriellenvereinigung (IV) gehört stets zu den Ersten, die der türkis-blauen Bundesregierung zu ihren Maßnahmen gratulieren. Die Opposition sieht darin den Beweis für die industriefreundliche und arbeitnehmerfeindliche Politik von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Briefing im Flugzeug
Dass die Großunternehmen beim Kanzler Gehör finden, legt auch ein Foto nahe, das Kurz selbst am Mittwoch getwittert hat: "Gemeinsam mit meinem Team bin ich am Weg nach Brüssel, wo morgen und übermorgen der Europäische Rat stattfindet. Im Mittelpunkt steht dabei die Migrationsfrage, wo wir rasch eine europäische Lösung brauchen", schreibt er im Kurznachrichtendienst. Geschmückt mit einem Foto, das den Regierungschef bei der Vorbereitung im Flugzeug zeigt.
Offenbar decken sich die Informationen, die Kurz erhält, mit jenen für Georg Kapsch, Präsident der IV: In der Mappe, aus der der Kanzler gerade gebrieft wird, liegt ein Papier mit IV-Briefkopf, betitelt mit "Briefing für Mag. Georg Kapsch". Allem Anschein nach kommen die Informationen für den Kanzler und jene für den IV-Chef aus einer Hand.
Das Büro des Kanzlers erklärte in einer Reaktion, dass die IV am Mittwochabend in Brüssel eine Podiumsdiskussion veranstalte. Das sei der Grund, warum sich Kurz – er fliegt wie immer Linie und Economy – mit den IV-Papieren vorbereitet habe. (red, 27.6.2018)