Im Jahr 1841 eröffneten William und Frederick Langenheim ein Daguerreotypiestudio in Philadelphia. Die beiden Brüder – deutsche Einwanderer aus Braunschweig – waren innovativ und steckten voller Ideen. So fassten sie einen Entschluss: Sie wollten die ersten auf dem amerikanischen Kontinent sein, die eine Sonnenfinsternis auf ein Foto bannen würden. Am 26. Mai 1854 war es schließlich soweit: Die Brüder Langenheim machten acht aufeinanderfolgende Aufnahmen einer totalen Sonnenfinsternis und waren damit wohl vermutlich tatsächlich die ersten in Nordamerika, denen dieses Kunststück gelang.

Sieben Phasen der Sonnenfinsternis.
Foto: Public Domain/metmuseum

Nur sieben der acht Aufnahmen blieben erhalten. Möglicherweise war das achte Bild nicht mehr, als eine schwarze Scheibe – die Darstellung der totalen Sonnenfinsternis. Die sieben Bilder können heute im Metropolitan Museum of Art in New York bewundert werden. 

Der Mond schiebt sich vor die Sonne.
Foto: Public Domain/metmuseum
Die Sonne als Mondsichel.
Foto: Public Domain/metmuseum
Ein kleiner Sonnenrest.
Foto: Public Domain/metmuseum

Die erste gebannte Finsternis überhaupt

Diese überaus spektakulären Darstellungen der Sonnenfinsternis von 1854 waren aber nicht die allerersten. Die tatsächlich erste Aufnahme einer totalen Sonnenfinsternis wurde am 28. Juli 1851 von Johann Julius Friedrich Berkowski aus Königsberg in Ostpreußen (heute Kaliningrad, Russland) angefertigt.

Berkowski wurde vom Königlich Preußischen Observatorium in Königsberg beauftragt, ein Bild der totalen Sonnenfinsternis nach dem Daguerreotypieverfahren zu erstellen. Dabei werden Bilder auf einer spiegelglatt polierten Metalloberfläche erzeugt. Meist handelt es sich dabei um versilberte Kupferplatten.

Der Direktor der Sternwarte war begeistert

Als der Mond die Sonne von 15.38 Uhr bis 17.38 Uhr langsam verdeckte und schließlich die totale Verfinsterung eintrat, die knapp drei Minuten andauerte, war August Ludwig Busch, der Direktor der Sternwarte von Königsberg überwältigt. In seinen Notizen hielt er fest:

"... Als der letzte Sonnenstrahl verschwunden war, und ich plötzlich im Fernrohre die ganze Glorie wahrnahm, zog ich nur ungern den Kopf davon weg, um die Sekunde zu notieren... (Es bot sich) in der ganz unerwarteten Farbenpracht des Himmels ein überraschender Anblick dar, der mich unwiderstehlich hinzog, mehrere Sekunden hindurch mit bloßen Augen das nie Gesehene und nie Geahndete zu schauen ..."

Johann Berkowskis Aufnahme der Sonnenfinsternis 1851.
Foto: Public Domain/Wikimedia

Berkowskis Aufnahme war eine Sensation. Frühere Versuche, eine Sonnenfinsternis auf ein Foto zu bannen, die unterschiedliche Fotografen bereits seit 1842 unternommen hatten, waren allesamt gescheitert. Über- und Unterbelichtung waren die größten Hürden, die es zu überwinden galt. Erst Berkowskis Bild zeigt eine korrekt belichtete totale Sonnenfinsternis. Die Belichtungszeit betrug 84 Sekunden (von 16:39:00 bis 16:40:24 Uhr), der Durchmesser des Mondes auf der Daguerrotypieplatte war nicht größer als 7.85 Millimeter. (Kurt Tutschek, 6.7.2018)