Wieder eine umfrage mit ähnlichem Ergebnis zu Stress und Burnout-Gefahr: zu viel Arbeit, zu wenig echte Führung.

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Arbeitsmediziner und Arbeitspsychologen haben mit zunehmender Beschleunigung, Digitalisierung und Automatisierung im Arbeitsleben ein immer größeres Geschäftsfeld. Die Novelle zum Arbeitsschutzgesetz, wonach Unternehmen die psychischen Belastungsfaktoren an ihren Arbeitsplätzen erheben und auflisten müssen (zwecks Bewusstseinsbildung) hat dieser Berufsgruppe auch zunehmend Gehör verschafft, wenn es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und um das Verhindern von Burnout geht. So erklärt sich auch die zunehmende Dichte an Umfragen zum Thema psychische Belastungen.

Aktuell hat das Wiener "Institut zur Evaluierung psychischer Belastungen" 982 unselbstständig Beschäftigte im deutschsprachigen Raum zu den arbeitsbedingten psychosozialen Risken befragt – kurz: wie geht es euch in der Arbeit?

Das Ergebnis ist hart: Schlechte Chefs machen den Arbeitstag zur Qual. Konkret: Führungskräfte versetzen ihre Mitarbeiter quer über alle Branchen hinweg unter großen Zeitdruck, indem sie das Abarbeiten von zu großen Arbeitsmengen verlangen. Dabei lassen sie ihren Mitarbeitern zudem keine Handlungsfreiheit und geben auch kein Feedback.

"Nachschulung für Chefs"

Die Belastungsfaktoren in ihrer Reihung: Arbeitszeit und Arbeitsintensität, gefolgt von Störungen und auf Platz drei: die Führungskräfte. Fehlende Autonomie wird ebenfalls besonders häufig genannt, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten rangieren auch weit oben.

Wie auch bereits in anderen Studien belegt, nennen Angestellte auch Kundenkontakt als deutlichen Belastungsfaktor.

Besonders schlechte Noten gibt es in dieser Umfrage für eine Anerkennung der Leistung, die Befragten haben offenbar das Gefühl, im luftleeren Raum auf hochdruck zu arbeiten. Auf die Aussage "ich erfahre zu selten, ob meine Führungskräfte mit meiner Arbeit zufrieden sind" gab es auffällig hohe Zustimmung. Studienautor und Instituts-Chef Gernot Kampl empfiehlt eine "Nachschulung für Führungskräfte", da diese laut Umfrage ihre Führungsaufgaben nicht ausreichend wahr nehmen würden. Wo Wertschätzung und Feedback fehlten, sagt Kampl, ziehe Demotivation und Krankheit ein, letztlich führe dies zu Belastung der Unternehmenszahlen und der Sozialsysteme.

Eine gute Nachricht hat diese Umfrage doch zu bieten: Die Befragten beschreiben das Verhältnis der Geschlechter im Arbeitsleben als weitestgehend konfliktfrei und kollegial-gut. (Karin Bauer, 28.6.2018)