Anne Holt, "Ein kalter Fall". Deutsch: Gabriele Haefs. € 11,40 / 430 Seiten. Piper, München 2018

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Ein Krimi von trauriger Aktualität: Die Norwegerin Anne Holt befasst sich in ihrem neuen Buch mit Extremismus. In Oslo werden Anschläge mit Sprengstoff verübt, der aus Armeebeständen stammt. Getroffen werden ein Zentrum gemäßigter Islamisten und eine Kirche. Das Motiv der Täter, die sich die "Wahre Umma des Propheten" nennen, bleibt rätselhaft. Von der Gruppe hat man vorher nichts gehört. Wem nützen die Anschläge?

Holt reaktiviert ihre Ermittlerin Hanne Wilhelmsen, die nach einer Schussverletzung im Rollstuhl sitzt. Sie beschäftigt sich gerade mit dem Cold Case eines verschwundenen Mädchens. Ihr Freund wurde brutal zusammengeschlagen, sein Gehirn ist auf das Niveau eines Kindes retardiert und hat die Erinnerungen gelöscht. Überraschend verzahnen sich die zeitlich weit aus ein anderliegenden Fälle.

Holt benützt Hassvokabular, das sie im Netz vorfindet, und lässt keinen Platz für Optimismus, doch man fragt sich, wieweit das Thema noch neue Aspekte generieren kann: ja, wenn es gut erzählt ist – wie hier. (Ingeborg Sperl, 2.7.2018)