Bernd Schlacher (53) soll Europas Politiker mit Hausmannskost verwöhnen.

Foto: Andy Urban

STANDARD: Wie kam es, dass Sie das Catering für die EU-Ratspräsidentschaft ausrichten?

Schlacher: Wir haben vor vier Jahren das Catering im Austria Center Vienna nach einer offiziellen Ausschreibung übernommen. Da die Arbeitsgespräche und andere Veranstaltungen dort stattfinden, richten wir das Catering aus.

STANDARD: Ist man ein bisschen aufgeregt, wenn man so viele europäische Politiker verköstigen muss?

Schlacher: Für uns ist die Veranstaltung toll, aber in Wirklichkeit Daily Business. Der Unterschied zu anderen Kongress-Caterings ist nur, dass Spitzenpolitiker zum Essen kommen.

STANDARD: Und haben diese Spitzenpolitiker im Vorfeld schon Sonderwünsche geäußert?

Schlacher: Wir haben eine Teilnehmerliste mit Unverträglichkeiten und Allergien. Das sind wir von anderen Caterings gewohnt.

STANDARD: Wie viele Menschen werden während der Ratspräsidentschaft bekocht?

Schlacher: An den 80 Tagen werden insgesamt rund 38.000 Personen im Austria Center unterwegs sein. Wir haben eine Veranstaltungshalle zur Kantine umfunktioniert, in der gleichzeitig bis zu 1.000 Menschen Platz finden. Je nach Veranstaltung kann man die Halle abtrennen.

STANDARD: Für solch einen Ansturm braucht es perfekt geschultes Personal.

Schlacher: Das stimmt! Wir haben einen eigenen Pool an Mitarbeitern, die hervorragend Englisch sprechen müssen und sich im Service auskennen. Neue Kollegen werden mit unseren Service-Standards vertraut gemacht. Für heiklere Gäste haben wir einen kleinen Kreis an Service-Personal, der speziell ausgebildet ist.

STANDARD: Die speziell ausgebildeten Mitarbeiter sind also versierter im Umgang mit Politikern?

Schlacher: Ja, nachdem wir bereits viele Caterings in der Hofburg mit internationalen Gästen ausgerichtet haben, wissen unsere Mitarbeiter, worauf sie achten müssen. Wenn ein Glas umfällt und auf dem Hosenanzug von Angela Merkel landet, ist das natürlich ungünstig, kann aber jedem passieren.

STANDARD: Was werden Sie den Politikern und Mitarbeitern servieren?

Schlacher: Der Auftrag der Bundesregierung lautete, Österreich kulinarisch zu vertreten und den Mitgliedern der EU unsere Tradition näherzubringen. Das machen wir mit unserem Speisenkonzept.

STANDARD: Das bedeutet Wiener Schnitzel und Tafelspitz?

Schlacher: Es wird vor allem traditionelle österreichische Gerichte geben. Dazu gehört auch das Schnitzel. Wir werden aber auch Paprikahendl oder Kärntner Kasnudel kochen. Wir arbeiten dabei ausschließlich mit heimischen Produzenten zusammen. Es gibt auch kein Mineralwasser, sondern Wiener Hochquellwasser aus der Leitung.

STANDARD: Das ist wahrscheinlich auch eine Möglichkeit, die österreichische Küche in der EU zu promoten?

Schlacher: Wir wollen unseren europäischen Nachbarn vor allem zeigen, dass unsere Küche bodenständig, aber nicht einfach ist. Hausmannskost kann man qualitativ sehr gut zubereiten und schön präsentieren. (Alex Stranig, 2.7.2018)