Die Mieter der Radetzkystraße hoffen nun, dass das Haus erhalten werden muss.

Foto: Standard/Zoidl

In der Radetzkystraße 24–26 im dritten Wiener Gemeindebezirk steht die Baustelle still: Hier wurde, wie berichtet, bereits mit Abbrucharbeiten des Dachs begonnen, obwohl im 170 Jahre alten Haus noch Altmieter wohnen. Am Samstag trat allerdings eine Änderung der Wiener Bauordnung in Kraft, die auch bereits begonnene Abbrüche betrifft: Wer ein Haus künftig abreißen will, braucht dafür eine Bewilligung der MA 19.

Am Freitagnachmittag erfuhren Abbruchunternehmen per Brief von dem Baustopp ab Samstag. Rund 80 Baustellen mussten Mitarbeiter der Wiener Baupolizei seit dem Wochenende ansteuern, um sie einzustellen, berichtet Bernhard Gutternigh von der Baupolizei (MA 37). "Neuralgische Baustellen" seien noch am Samstag besucht worden, teilweise schon um 7 Uhr morgens.

"Der Baustopp ist größtenteils akzeptiert worden", sagt Gutternigh. "Und wir kontrollieren die Baustellen konsequent weiter. Wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen." Ein weiteres Abtragen trotz Baustopps sei bis dato nicht bekannt.

Wegräumen von Schutt

Einige Abbruchunternehmer argumentierten allerdings schon am Wochenende mit "Gefahr im Verzug" und wollten weiterabreißen. "Das war allerdings nicht ganz schlüssig", so Gutternigh. Sicherungsmaßnahmen – etwa das Beseitigen von losen Teilen – sowie das Wegräumen von Schutt sind ja weiterhin gestattet.

In der Radetzkystraße 24–26 bestätigen Mieter bei einem STANDARD-Lokalaugenschein, dass es nach Stützarbeiten zur Absicherung am Samstag keine Arbeiten mehr am Haus gegeben hat. Hinter einem Bauzaun liegen alte Fenster und Teile von Möbeln. Bei mehreren unbewohnten Wohnungen im ganzen Haus wurden die Fenster bereits herausgerissen. Vor dem Haus stehen auch zwei Baustellen-WCs, die eine Altmieterin mittlerweile mit Klebeband versperrt hat, um ungebetene Gäste fernzuhalten.

Sie hofft nun, dass das Gebäude von der MA 19 möglichst rasch als erhaltenswert eingestuft wird – und das bereits entfernte Dach wieder repariert werden muss. "Bei der MA 19 wird man sich das jetzt gewissenhaft und gut anschauen", sagt Daniel Benyes, Mediensprecher der Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). Die Baupolizei werde dann technisch prüfen, was noch instand gesetzt werden kann.

Schutz für Mieter

Auch auf der äußeren Mariahilfer Straße wurde vor Inkrafttreten der Gesetzesänderung mit dem Abbruch zweier Häuser begonnen, die noch bewohnt waren. "Juristisch wurde alles ausgereizt", so Benyes. Im Wohnbauressort wird auch betont, dass die Novelle der Bauordnung ein Schutz für die Mieter ist, weil durch die nun nötige Bewilligung durch die MA 19 eine "zusätzliche Schleife" eingezogen wurde.

Für manche der Häuser kommt der Schutz nun jedenfalls zu spät: Viele wurden in der Vorwoche noch unter Hochdruck abgerissen, sodass nun nur noch die Schutthaufen abtransportiert werden müssen. (zof, 3.7.2018)