Der Sommer hat viele Vorteile. Das Beste an der warmen Jahreszeit ist aber wahrscheinlich, dass man sein Essen im Freien und ohne Jacke zu sich nehmen kann. Das freut vor allem die Lokalbesitzer in der Stadt – zumindest jene, die ihre Gäste draußen bewirten können. Da werden Gehsteige und Parkplätze zu Schanigärten umfunktioniert oder aus Grünstreifen Outdoorzonen mit Liegestühlen gemacht.

Hinter diesen urbanen Oasen, die mehr oder weniger einladend wirken, steht vor allem das wirtschaftliche Ziel, sein Geschäft auch im Sommer rentabel zu betreiben. Es ist daher keine Seltenheit, dass Lokalbesitzer ohne Tische im Freien in den Sommermonaten gleich ganz zusperren. Schließlich wollen Gäste ihren Sommerspritzer lieber unter freiem Himmel genießen als in einem dunklen Gastraum. Neben den unzähligen Schanigärten gibt es mitten in der Stadt versteckte Oasen, die den Begriff "Gastgarten" tatsächlich verdienen.

In Innenhöfen von Wohnhäusern, auf Wiesen hinter dickem Gemäuer oder inmitten eines Klosterstifts findet man in Wien Plätze, die man von außen nicht vermuten möchte. Nachdem es sich an diesen Plätzen nicht nur nett sitzen, sondern auch fein speisen lässt, besteht kein Zweifel mehr daran, dass der Sommer die schönste Zeit im Jahr ist – vor allem kulinarisch. (Alex Stranig, 5.7.2018)

Welchen Gastgarten können Sie empfehlen? Tragen Sie Ihre Tipps unten in der Karte ein.

Foto: Alex Stranig

Versteckte Ruheoase

Versteckt in der Wiener Innenstadt liegt der Heiligenkreuzerhof. Der Hof, der dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz gehört, verbindet die Grashofgasse mit der Schönlaterngasse. Neben parkenden Autos verirren sich selten auch Touristen in den Innenhof – zum Beispiel, um die berühmte Bernardikapelle zu besuchen. Überrascht sind aber nicht nur die Wien-Besucher, wenn sie versteckt zwischen altem Gemäuer plötzlich den Gastgarten des Restaurants Buxbaum entdecken. "Ich habe den Hof vorher auch nicht gekannt. Mein Onkel hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Lokal hier leersteht. Ich habe dann einige Male beim Stift angefragt und es schlussendlich übernommen", sagt Benjamin Buxbaum (links im Bild), der das Restaurant seit rund zwei Jahren betreibt. Dank gemütlicher Korbsessel und riesiger Sonnenschirme ist dieser Gastgarten eine wirkliche Ruheoase abseits hochfrequentierter Touristenpfade. In der Küche werkt Daniel Kellner (rechts im Bild), der gehobene Küche mit regionalen Zutaten kocht.

Restaurant Buxbaum
Grashofgasse 3
1010 Wien

Foto: Alex Stranig

Elegante Terrasse

Hermann Botolen hat eine Leidenschaft für gutes Essen und französische Weine. Dass er beides gerne in entsprechendem Rahmen zelebriert, wird klar, wenn man die geschmackvoll dekorierte Terrasse im Innenhof eines Wohnhauses in der Josefstadt betritt. Hier, angeschlossen an sein Restaurant, hat der Sommelier und Wirt eine kleine Oase für sich und seine Gäste geschaffen. "Ich wollte immer einen gemütlichen Gastgarten und keinen Schanigarten auf dem Gehsteig haben. Das würde nicht zu meinem Konzept passen", sagt Botolen, der sich nach vielen Stationen in der Spitzengastronomie hier gemeinsam mit seiner Frau den Traum vom eigenen Lokal erfüllt hat. Die überschaubare Terrasse im Innenhof wurde bereits mehrmals adaptiert. Neue Sessel und ein riesiges Sonnensegel wurden angeschafft. Von der Terrasse aus hat man nicht nur einen Blick auf den parkähnlichen Garten des Hauses, man kann auch in die Küche lugen, in der Küchenchef Sascha Hoffmann vor allem regionale Gerichte modern interpretiert.

Restaurant Fuhrmann
Fuhrmannsgasse 8
1080 Wien

Foto: Alex Stranig

Saftiges Grün

Die Wiener Stumpergasse ist nicht gerade als florierende Gastronomiemeile bekannt. Immer wieder öffnen und schließen hier Lokale, die sich trotz der Nähe zur belebten Mariahilfer Straße nicht halten können. Derlei Probleme haben Theres Fischer (rechts im Bild) und Wolfgang Hancl (links im Bild) nicht. Wer einmal in ihrem Garten war, kommt wieder. Da nimmt man beim Essen auch gerne ein bisschen Wartezeit in Kauf. Schließlich gibt es keine eigene Küche. Theres Fischer bereitet die kleinen Speisen hinter der Schank zu. "Der Tagesteller geht schnell. Andere Speisen können etwas dauern, wenn wir voll sind", sagt die Gastronomin. Für die Mehlspeisen wie die bei Stammgästen beliebte Kardinalschnitte ist Wolfgang Hancl verantwortlich. Er kümmert sich auch um den Garten, der für ein Wiener Kaffeehaus einzigartig ist. Wo sonst kann man mitten in der Stadt auf einer Wiese sitzen und seine Melange genießen? "Der Garten wird über ein unterirdisches Schlauchsystem bewässert. So bleibt er grün", sagt Hancl.

Gartencafé
Stumpergasse 3
1060 Wien

Foto: Alex Stranig

Idyllisches Kleinod

Wüsste man es nicht besser, man könnte glauben, in einem kleinen Dorf auf dem Land zu sein. Ungewöhnlich ruhig und fast schon kitschig idyllisch präsentiert sich der Innenhof der Gastwirtschaft Schreiner in der Wiener Westbahnstraße. Vom hektischen Treiben des siebenten Bezirks bekommt man hier nichts mit. Und das ist gut so. Stress und Hektik hat Thomas Schreiner längst hinter sich gelassen. Nach vielen Jahren im Hamsterrad der Gastronomie eröffnete er vor einigen Jahren mit seiner Frau Angela ein Wirtshaus nach seinen Vorstellungen: Entschleunigung und gute Produkte stehen dabei im Vordergrund. Vieles wird sogar selbst angebaut. "Hier wachsen Quitten, Kapuzinerkresse und Marillen. Für die Marillenknödel kann ich die Früchte direkt vom Baum holen und verarbeiten", sagt Schreiner. Großgruppen möchte er nicht bewirten. Andere Gäste würden sich gestört fühlen. Schließlich soll jeder die Ruhe genießen können. Das gilt auch für seine Hausgäste, die in den fünf Gästezimmern wohnen.

Schreiners Gastwirtschaft
Westbahnstr. 42
1070 Wien

Foto: Alex Stranig

Schattiges Plätzchen

Über zu wenige Wirtshäuser darf man sich in Wien wirklich nicht beschweren. Jene mit einem Gastgarten, wie man ihn im Waldviertlerhof vorfindet, sind aber rar. Vor drei Jahren haben die Brüder Alexander (rechts im Bild) und Sebastian Laskowsky (links im Bild) das traditionelle Wirtshaus in der Schönbrunner Straße übernommen und die Karte des Vorpächters drastisch geändert. Küchenchef Stefan Hartl kocht österreichische Klassiker wie Jungschweinsbratl mit Waldviertler Knödel oder Kalbsrahmbeuschel. Mächtig sind aber nicht nur die Speisen, sondern auch die zwei riesigen Laubbäume – eine Robinie und eine Kastanie –, die vor allem an heißen Sommertagen Schatten spenden. Sobald es warm ist, wird draußen aufgedeckt. "Margareten ist der am dichtesten besiedelte Bezirk in Wien. Unsere Gäste schätzen es, dass sie hier eine kleine Ruheoase finden und nicht aus der Stadt rausfahren müssen", sagt Alexander Laskowsky. Bei leichtem Regen oder Mittagssonne kann fast der gesamte Garten mittels Markise überdacht werden.

Waldviertler Hof
Schönbrunner Straße 20
1050 Wien


Jetzt sind Sie gefragt: Welchen Gastgarten können Sie empfehlen? Wo schmeckt das Krügerl, der Sommerspritzer, Aperol oder die Limonade besonders gut?