Kleine Kinder sollen kein Kopftuch umgebunden bekommen. Wer seiner fünfjährigen Tochter eines aufsetzt, lebt vermutlich in einer Parallelwelt ohne Frauenrechte. Ob sich andere Kinder an einer Spielgefährtin mit Kopftuch stören, ist fraglich. Aber für Erwachsene sind diese Mädchen markiert – durch ein religiöses Symbol, das hierzulande zum Kampfbegriff wurde. Die Freiheit und das Wohl der Kinder müssen hier über der Religionsfreiheit der Eltern stehen. Da hat die Regierung recht.

Ein entsprechendes Gesetz umzusetzen ist aber schwierig. Für ein Verbot in Kindergärten braucht Türkis-Blau die Länder. Laut Glaubensgemeinschaft tragen selbst an islamisch-konfessionellen Volksschulen nur 15 Prozent der Mädchen ein Kopftuch. Die Freiheit der Religionsausübung ist in Österreich heilig, spätestens der Verfassungsgerichtshof wird das Vorhaben wohl kippen.

Es stellt sich also die Frage, was die Regierung bezweckt. Vom Arbeitszeitgesetz ablenken? Stimmung gegen Muslime machen? Die Köpfe kleiner Kinder gehören nicht verhüllt, da sind sich fast alle einig. Doch als einzige integrationspolitische Maßnahme neben ein paar Sonderklassen für Migrantenkinder ist das etwas dünn. Drängender – und machbar – wäre es etwa, genügend Geld für Deutschunterricht und Schulpsychologen zur Verfügung zu stellen. Danach könnten wir sachlich darüber diskutieren, wo im öffentlichen Raum Religion nichts verloren hat. (Katharina Mittelstaedt, 9.7.2018)