Zweimal "Krise" im Titel und einmal "Zukunftsangst" – und dann noch ein Beitrag von Altpräsident Heinz Fischer, in dem er fragt, ob die EU "noch Chancen" auf eine gute Zukunft habe. Wer die neue "Europäische Rundschau" zur Hand nimmt, kann schnell den Eindruck bekommen, dass der EU-Blick des intellektuellen Österreich zu Beginn der Ratspräsidentschaft nicht der positivste ist.

Und dieser Eindruck wäre auch richtig. Aber: In den Beiträgen ist auch viel von "überwinden", "neu denken" und von Österreich "als Motor" die Rede. Kurz: Die Zeitschrift zeigt nicht nur die großen Probleme auf, die sich für Europa nach außen und innen stellen, sondern versucht auch, Lösungen zu skizzieren. So betrachtet, nimmt es sich geradezu optimistisch aus, wenn Fischer in seinem einleitenden Beitrag zum Schluss kommt, man müsse sich jetzt, da "das europäische Pendel (...) nicht gerade in eine proeuropäische Richtung" schwingt, darauf vorbereiten, den Moment zu nutzen, in dem es zurückschwingt.

Auch Othmar Karas (EVP), Vizepräsident des Europäischen Parlaments, schlägt in diese Kerbe. In seinem Beitrag, der mit einem Zitat von Martin Luther King Jr. zur Bedeutung moralischer Grundsätze beginnt, listet er ebenfalls die Krisen auf, schließt aber mit dem Appell, die Integration gerade deshalb jetzt voranzutreiben. Nachhaltig negativ lesen sich dagegen die Beiträge der Politologen Ivan Krastev und Vedran Dzihic zur Lage der liberalen Demokratie im Allgemeinen und zur Situation auf dem Balkan im Besonderen. Lesenswert sind sie trotzdem. (Manuel Escher, 10.7.2018)