Bild nicht mehr verfügbar.

Stolz präsentierte das griechische Kulturministerium dieses Stück Literaturgeschichte.
Foto: Reuters/Greek Culture Ministry

Olympia – In der antiken Stätte von Olympia auf der Halbinsel Peloponnes ist ein Team von Archäologen aus Deutschland und Griechenland auf einen literaturgeschichtlichen Schatz gestoßen: Das Fragment einer Abschrift von Homers "Odyssee", abgefasst auf einer gravierten Tontafel.

Und es dürfte nicht irgendeine der unzähligen Abschriften sein, sondern möglicherweise die älteste, die man je gefunden hat: Laut dem griechischen Kulturministerium steht eine exakte Datierung noch aus, erste Schätzungen deuten auf die Römerzeit hin, möglicherweise auf das 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung oder noch früher.

Anfänge im Dunkeln

Die "Odyssee" selbst freilich ist wesentlich älter. Wann der Dichter Homer lebte, ist bis heute nicht zweifelsfrei bekannt. Für am wahrscheinlichsten halten Forscher heute den Zeitraum vom 8. bis 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. In etwa so alt sollen auch die ersten schriftlichen Fassungen des Epos sein.

Erhalten geblieben ist aus dieser frühen Zeit allerdings nichts. Obwohl die "Odyssee" zusammen mit der "Ilias" fester Bestandteil der griechisch-römischen Kultur war und in vielen Dokumenten auf sie eingegangen wird, stammen die ältesten bislang bekannten Textfragmente erst aus dem 2. und 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, die älteste vollständige Fassung gar erst aus dem 12.

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Maßstab zeigt die Größe der Tontafel von Olympia.
Foto: Reuters/Greek Culture Ministry

Die "Odyssee" umfasst 12.110 Verse und ist in 24 Gesänge unterteilt. Der nun in Olympia entdeckte Auszug umfasst 13 Verse des 14. Gesangs. In diesem Abschnitt ist Titelheld Odysseus nach seiner ebenso langen wie abenteuerlichen Irrfahrt gerade ins heimatliche Ithaka zurückgekehrt. Da seine Ehefrau Penelope von der Schar der Freier belagert wird, gibt er sich jedoch noch nicht zu erkennen, sondern versteckt sich vorübergehend bei einem alten Freund, dem Schweinehirten Eumaios. (red, 11. 7. 2018)