Sucht sich ihre Opfer sorgfältig aus: Nach welchen Kriterien Moskitos vorgehen, ist Gegenstand von Forschungen an der Rockefeller-Universität in New York.

Foto: US Department of Agriculture

Mehr als eine halbe Million Menschen sterben jährlich an Erkrankungen, die von Moskitos übertragen werden, hunderttausende mehr leiden an den Folgen der Stiche beziehungsweise der Infektionen, die in den Körper gelangen. Forscher stellen sich seit Jahren die Frage, nach welchen Kriterien Moskitos ihre Opfer aussuchen, um auf diese Weise ein Mittel gegen die Blutsauger zu finden.

Männliche Moskitos stechen nicht, sie ernähren sich von Blütennektar. Doch weibliche Tiere stechen, weil sie das Blut ihrer Wirte für die Fortpflanzung brauchen. Konkret benötigen sie ein Protein im Blut. Beim Stechen übertragen sie Krankheiten wie Malaria, Denguefieber, Chikungunyafieber oder Gelbfieber.

Wissenschafter der Rockefeller University in New York erforschen, was die Wahrscheinlichkeit eines Stichs erhöht. "Wir senden Signale aus, mit denen wir die Moskitos anlocken. Dafür verwenden wir Milchsäure, Wärmeimpulse, aber auch Kohlenstoffdioxid, der beim Ausatmen entsteht", erklärt Leslie Vosshall das Studiensetting. In ihren Experimenten simulierte Milchsäure die menschlichen Körperausdünstungen, Kohlendioxid die Atemluft.

Warum Insektenschutzmittel wirken

Dann beobachten die Forscher, wie sich die Moskitos in ihrem Bluthunger verhalten. Was man bereits herausgefunden hat: Nicht eine Quelle allein ist entscheidend, vielmehr kommt es auf eine bestimmte Kombination an. Außerdem geht es darum, die menschlichen Ausdünstungen differenziert zu betrachten, den Einfluss von Insektenschutzmitteln einzuschätzen beziehungsweise das Gehirn von Moskitos sowie ihre Instinkte genau kennenzulernen. Langfristig geht es auch darum, Moskitos genetisch so zu modifizieren, dass sie nicht mehr riechen können.

Der Bluthunger von weiblichen Stechmücken ist zeitlich beschränkt. Hat ein weibliches Insekt das Blut von seinem Wirt gewonnen und verdaut, kann es seine Eier produzieren. In dieser Zeit sticht die Stechmücke auch nicht. Erst wenn sie die Eier abgelegt hat, wird sie wieder durstig.

Die Wissenschafter überlegen sich auch Methoden, wie man diesen Fortpflanzungszyklus unterbrechen könnte. Eine Frage in der Erforschung der Moskito-Instinkte ist auch, ob sie ihre Opfer nach deren genetischer Grundausstattung aussuchen oder ob auch die Ernährung der Wirte dabei eine Rolle spielt. Das Ziel ist eine Klärung dieser Fragen, um die Moskitoplage langfristig drastisch reduzieren zu können. (red, 22.7.2018)