Die rote Hoffnung keimt dort, wo andere dem Sommerfrischedasein frönen: Marija Gavric leitet das Europacamp am Attersee.

Foto: Werner Dedl

Linz – Es schüttet an diesem späten Sommernachmittag wie aus Kübeln. Am Südufer des Attersees haben die vorwiegend jungen Gäste des Europacamps der Sozialistischen Jugend die Signale längst gehört und die feuchten Zelte in Richtung Cafeteria verlassen.

Marija Gavric erscheint wettersicher in einer knallgelben Regenjacke. Die 23-jährige ist seit kurzem die Geschäftsführerin des Jugenderholungsvereins Europacamp in Weißenbach. Die junge Chefin im Sozi-Nachwuchscamp verbringt von Anfang Mai bis Ende August die meiste Zeit am Attersee. Ein kleines Haus direkt gegenüber der Rezeption dient der Publizistikstudentin als Schlafstatt. "Führerhauptquartier nennen wird das Haus gerne scherzhaft im Team", lacht Gavric.

"Net sudern, sondern anpacken"

Die 23-Jährige lebt eigentlich in Bad Ischl. Dort ist die Tochter gebürtiger Kroaten seit 2015 politisch aktiv. Just in der jugendlichen Findungsphase nach der Matura ereilte Gavric ein Anruf des Ischler SPÖ-Bürgermeisters Hannes Heide. Selbiger war im Gemeinderatswahlfieber und auf der Suche nach rotem Nachwuchs. "Ich hab' mich wahnsinnig gefreut. Es ist mir zuerst gar nicht so sehr um die Inhalte der SPÖ gegangen. Ich war neugierig auf die Politik", schildert Gavric den roten Einstieg. Die Wahl verlief für die SPÖ zumindest in der Kaiserstadt zufriedenstellend – und für die rote Nachwuchshoffnung wurde ein Platz im Ischler Gemeinderat frei. Den Schritt in die Politik hat Marija Gavric bis dato nicht bereut: "Ehrlich, ich liebe die Kommunalpolitik. Man ist so nahe bei den Menschen, kennt ihre Anliegen." Und man könne eben "Dinge verändern". Gavric: "Ich mag dieses ewige Jammern nicht. Net sudern, sondern anpacken ist meine klare Devise." Die nötige Ausdauer, einen starken Willen und einen klaren Zug zum Tor hat die 23-Jährige in die Politik quasi mitgebracht: Marija Gavric kickte viele Jahre beim USK Hof im Mittelfeld.

Bereit für Land und Bund

Für eine Karriere am Rasen sei sie aber letztlich "nicht gut genug gewesen", merkt Gavric selbstkritisch an. Nach der roten Karte für die Wuchtl griff die Ischlerin dann im Vorjahr zum roten Parteibuch.

Auf die Frage, ob sie sich einen Wechsel in die Landes- oder Bundespolitik vorstellen könne, hat die 23-Jährige eine klare Antwort: "Ja. Klingt jetzt eitel – ist aber so."

Bringt man dann die herben Verluste der Landes-SPÖ bei der letzten Landtagswahl oder den schmerzlichen Weisel in Richtung Oppositionsbank auf Bundesebene ins Spiel, irritiert das die redegewandte Jungpolitikerin wenig: "Da hat viel zusammengespielt. Vor allem aber ist die Imagepolitik von ÖVP und FPÖ ein riesiges Problem. Aber die Show ist jetzt vorbei, jetzt müssen sie liefern. Und da kommt von der Regierung sehr wenig." Und rote Eigenfehler? Gavric: "Sehe ich kaum. Die Richtung stimmt, wir sollten vielleicht die Jungen mehr einbinden." Karrierefördernder Nachsatz: "Ich bin ein großer Christian-Kern-Fan."

Von der politischen Laufbahn abgeraten habe ihr in den letzten Jahren übrigens niemand: "Ganz im Gegenteil. Meine Eltern, die keine politischen Menschen sind, sind unglaublich stolz auf mich."

Mit Campingsaison-Ende folgt der Wechsel nach Brüssel. Gavric: "Ich mach ein Praktikum im EU-Parlament. Direkt im Abgeordnetenbüro von Josef Weidenholzer." Logischer Nachsatz: "Der Joe zählt zu meinen Lieblingspolitikern." (Markus Rohrhofer, 13.7.2018)