Laut Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) bleibt die toxikologische Versorgung im Wilhelminenspital trotz der kurzfristigen temporären Sperre aufrecht.

Foto: Robert Newald

Wien – Dass Spitalsabteilungen in Wien vorübergehend gesperrt werden, kommt immer wieder vor. Schließlich müssen diese auch gewartet und auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Sommer kommt es in Krankenhäusern zudem auch wegen der geringeren Zahl an geplanten großen Operationen zu Intensivbettenreduktionen.

Die Schließungen von Abteilungen oder Bettensperren sind aber normalerweise von langer Hand geplant. Zudem gibt es einen Managementplan, dass wegen vorübergehender Sperren nicht zu viele Betten auf einmal wegfallen – oder diese zeitgerecht als Ersatz auf anderen Stationen reserviert werden.

Das ist bei der kurzfristigen Sperre der toxikologischen Intensivstation im Wilhelminenspital ab kommender Woche für acht Tage nicht der Fall. Nach Informationen des STANDARD wird die Schließung der Station der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin mit Ambulanz wegen Ärztemangels begründet. Ein entsprechendes Ansuchen der Abteilung für Anästhesie soll an die ärztliche Direktion des Krankenhauses gestellt und danach an die Generaldirektion des Krankenanstaltenverbunds (KAV) weitergeleitet worden sein. Damit würde erstmals offiziell eine Spitalsabteilung in Wien wegen Ärztemangels vorübergehend schließen müssen.

Gründung vor 41 Jahren

Dazu kommt, dass die Toxikologie im Wilhelminenspital im Pavillon 16 laut KAV die derzeit einzige auf die Behandlung von akut schwer vergifteten Patienten spezialisierte Intensivstation Österreichs ist. Die Station besteht seit 41 Jahren, hier wird um das Leben von schwer vergifteten Patienten gekämpft. Viele werden als Folge einer schweren Alkoholvergiftung, wegen Medikamenten- oder sonstigen schweren Drogenmissbrauchs eingeliefert. Oft spielen Suizidversuche eine Rolle: Patienten, die an Depressionen leiden, werden laut KAV in der Folge dann auch in Zusammenarbeit mit einem psychiatrischen Liaisondienst betreut.

Gegründet wurde die Station als Aufwachstation für alkoholisierte Personen, schrittweise wurde sie dann zu einer vollwertigen Intensivstation ausgebaut. Bis zu 800 Patienten werden pro Jahr behandelt, sechs Betten stehen derzeit zur Verfügung.

KAV sieht Versorgung aufrecht

Für den KAV bleibt trotz der Sperre die toxikologische Versorgung im Wilhelminenspital "in vollem Umfang aufrecht". Spezielle Gegenmittel gegen Gifte würden "auf die anderen beiden Intensivstationen verlagert", heißt es gegenüber dem STANDARD. "Für die Patienten ändert sich nichts." Auf Nachfrage, ob die Sperre einen Ärztemangel als Hintergrund hat, erfolgt keine Antwort.

Eine weitere temporäre Sperre der toxikologischen Intensivstation steht laut Plan bereits fest: Ende Oktober wird die Station wegen technischer Wartungsarbeiten für eine Woche zugesperrt. Um diese "problemlos durchführen zu können, ist eine umfassende Vorbereitung erforderlich, die bei laufendem Patientenbetrieb nicht durchgeführt werden kann", heißt es laut Spitalsträger, der damit die kurzfristige aktuelle Sperre begründet.

Kritik am KAV übte am Freitag erneut die Wiener ÖVP, die auf "neue Gangbettenvorfälle etwa im Wilhelminenspital" verwies. Das Problem der Gangbetten soll sich "vor allem im August nochmals verschlimmern", wegen fehlender Planungen würden zudem "noch mehr Stationen in den Spitälern geschlossen".

Für SPÖ-Gemeinderat Kurt Wagner ist die "Gangbettenpanikmache unangebracht". Der KAV habe bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, um die Anzahl der Gangbetten gegen null zu reduzieren. (David Krutzler, 13.7.2018)