Angelique Kerber setzte die Lebensweisheit "Erfolg heißt, einmal mehr aufstehen als hinfallen" perfekt um.

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London – Angelique Kerber hat sich einen Lebenstraum erfüllt und als erste Deutsche seit Steffi Graf vor 22 Jahren den Wimbledon-Titel bei den Damen erobert. Das wäre ohne die Erfahrungen des vergangenen Jahres nicht möglich gewesen, sagte die 30-jährige Kielerin nach dem 6:3,6:3-Finalerfolg über die siebenfache Gewinnerin Serena Williams (USA) am Samstag.

Hoch-Tief-Hoch

Kerbers Tennis-Karriere hatte 2016 einen tollen Aufschwung genommen. Da gewann sie die Australian Open im Finale gegen Serena Williams, unterlag ihr im Wimbledon-Finale und avancierte nach dem Triumph bei den US Open zur Nummer 1 der Damen-Weltrangliste. Doch 2017 erfolgte der Rückfall. Die eigenen Erwartungen und jene von außen hatten den Druck zu groß werden lassen. Kerber fiel bis auf Platz 21 zurück.

"In diesem Jahr habe ich so viel über mich selbst gelernt, wie man mit den Erwartungen zurechtkommt, wie ich mein Programm plane", sagte die Gewinnerin von drei Grand-Slam-Turnieren in London. "Heute versuche ich, jeden Augenblick zu genießen." Eine Saison wie 2016 zu wiederholen, sei unmöglich, erklärte Kerber. "Ich versuchte einfach, mich zu verbessen, ohne an Resultate zu denken, eine bessere Spielerin zu werden, ein besserer Mensch."

"Traum meiner Träume"

Mit ihrem Durchmarsch in Wimbledon als Nummer 11 der Setzliste überraschte sie viele Experten. Die Freude der elffachen Turniersiegerin war riesig. "Niemand hätte erwartet, dass ich so stark zurückkomme und einen dritten Grand-Slam-Titel gewinne. Aber ich habe es geschafft. Wimbledon war als kleines Kind für mich das Turnier der Turniere. Ich kann jetzt immer sagen, dass ich Wimbledon-Champion bin. Das war der Traum meiner Träume."

Als erst zweiter Spielerin nach Venus Williams gelangen Kerber zwei Finalerfolge über Serena Williams bei den vier größten Turnieren. Mit jenem beim Rasen-Klassiker verhinderte die neue Nummer 4 der Welt den 24. Grand-Slam-Titel der 36-jährigen Williams, die vor zehn Monaten Mutter geworden war. Die frühere Nummer 1 muss auf die Egalisierung der Rekordmarke der Australierin Margaret Court weiter warten.

"Weiter Weg" zu Grand Slam

Kerber fehlt noch ein Triumph bei den French Open. "Was den Sand betrifft, da muss ich schauen. Um das zu schaffen, ist der Weg noch weit", meinte sie in Wimbledon, wo sie den Sieg mit Champagner feierte. Sie freut sich darauf, was nun auf sie zukommt. "Ich werde mir die Sachen genau anschauen, was ich annehme, was ich nicht mache."

Einen Urlaub hat Kerber vor den kommenden US-Turnieren jedenfalls fix eingeplant. "Das steht bei mir ganz oben. Das habe ich gelernt." (APA/AFP, 15.7.2018)