Branchenverein Game Workers Unite warnte in einer Stellungnahme davor, dass ArenaNets Vorgehensweise der gesamten Industrie signalisiert habe, dass die Jobsicherheit durch erboste Spieler gefährdet werden kann.

Foto: ArenaNet / Guild Wars 2

Nach der Kündigung der Spielentwicklerin Jessica Price und deren Kollege Peter Fries durch den Hersteller ArenaNet, sehen sich Branchenvertreterinnen vermehrt Angriffen auf sozialen Medien ausgesetzt. ArenaNet hatte die beiden Mitarbeiter gefeuert, nachdem Prices Diskussionen mit Fans auf Twitter entgleisten und Fries sich zum Ärger vieler Fans des Studios für seine Kollegin einsetzte.

Wie die Seite Eurogamer berichtet, scheinen seither vorwiegend männliche Nutzer Prices ebenfalls höchst umstrittenes Verhalten als Vorwand zu nehmen, gezielt Kampagnen gegen andere Entwicklerinnen zu führen. Einige dieser Versuche zielen darauf ab, Hersteller ebenfalls zur Kündigung dieser Frauen zu bringen.

An den Pranger gestellt

Unter anderen davon betroffen ist Hazel Monforton, eine Narrative-Designerin des "Dishonored"-Herstellers Arkane Studios. Nachdem Monforton sich mit einem Twitter-User auf eine Diskussion zum ArenaNet-Vorfall eingelassen hatte, richtete dieser eine Beschwerde an Arkane Studios. Danach hätte die Entwicklerin ihn beschimpft und er sei deshalb kein Kunde des Studios mehr. "Ich sagte ihm, er solle mich in Ruhe lassen", erklärte Monforton daraufhin in einer Antwort auf den Tweet. "Das ist es, was diese Leute nun glauben, gegen uns tun zu können."

Ein paar Tage später wurde dann eine Petition auf Change.org gestartet, die Arkane Studios dazu auffordert, Monforton zu feuern.

Wie Gift, das sich in der Industrie ausbreitet

Jennifer Scheurle, eine Entwicklerin bei Opaque Space sah sich dieser Tage ebenfalls Angriffen ausgesetzte, als sie über Twitter den Mangel an weiblichen Führungskräften bei deutschen Spielherstellern beklagte. Ein User forderte daraufhin ihren Arbeitgeber dazu auf, Scheurle aufgrund ihrer "männerverachtenden Ideale" zu disziplinieren.

"Ich teile solche Sachen für gewöhnlich nicht, aber ihr müsst alle sehen, dass Geschichten wie jene von Jessica Price ernste Konsequenzen nach sich ziehen, die über eine einzelne Firma hinausgehen und sich wie Gift in der gesamten Industrie ausbreiten", kommentiert Scheurle die Beschwerde.

Zeichen für einen organisierten Angriff

Auf Anfrage von Eurogamer erklärte die Entwicklerin, dass sie es zwar Belästigungen dieser Art gewohnt sei, sich die Häufigkeit nach dem ArenaNet-Vorfall jedoch spürbar erhöht habe. "Zum ersten Mal in sechs Monaten verzeichne ich eine Welle an Belästigungen von Leuten mit alternativen Accounts und neuen Accounts, die speziell dazu erstellt wurden, um Menschen wie mich zu attackieren", sagt Scheurle. "Das ist für gewöhnlich ein Zeichen für einen organisierten Angriff gegen Leute, die sich bei einem spezifischen Thema engagieren, speziell Frauen."

Scheurle zufolge sei sie zwar erfreut darüber, dass ihr Arbeitgeber Opague Space auch öffentlich voll hinter ihr stehe und sich klar gegen derartige Hetzkampagnen ausspreche, sie fürchtet aber, das solche Vorfälle zukünftige Arbeitgeber daran hindern könnte, sie einzustellen.

Jobsicherheit durch erboste Spieler gefährdet

Der Branchenverein Game Workers Unite warnte in einer Stellungnahme davor, dass ArenaNets Vorgehensweise der gesamten Industrie signalisiert habe, dass die Jobsicherheit durch erboste Spieler gefährdet werden kann.

In einer Reaktion auf den Vorfall schaltete sich Anfang vergangener Woche die Independent Game Developers Association (IGDA) ein und forderte Branchenunternehmen dazu auf, klare Richtlinien für ihre Mitarbeiter festzulegen und zu kommunizieren. "Ohne klare Informationen zur Nutzung von Social Media seitens der Arbeitgeber ist diese Interaktion aber ein Spiel, das die Karriere und den Arbeitsplatz gefährden kann – und sogar die persönliche Sicherheit. Spielentwickler sind häufig Ziel von Belästigungen, speziell wenn sie Teil einer unterrepräsentierten Community sind. Firmen müssen vorausplanen, wie sie ihre Mitarbeiter unterstützen können, wenn diese online belästigt werden", heißt es. (zw, 16.7.2018)