Putin hört der Übersetzung von Trumps Worten bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Montag in Helsinki zu.

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Wer mit Donald Trump reist, ist nicht so rasch schockiert, und schon gar nicht verwundert. Dennoch: Glaubt man jenen Berichten, die vor einem Jahr aus dem Weißen Haus nach außen drangen, hatte es der US-Präsident beim G20-Gipfel in Hamburg geschafft, seinem Berater geradezu ungläubiges Entsetzen einzuflößen.

Nicht nur, dass er beim Dinner der Staats- und Regierungschefs plötzlich aufstand und sich zu Russlands Staatschef Wladimir Putin setzte: Trump verzichtete auch darauf, dafür einen US-amerikanischen Übersetzer heranzuziehen, und verließ sich allein auf jenen, den Russland zur Verfügung stellte.

Umso größer waren die Bemühungen im Vorfeld des Helsinki-Gipfels, bei dem "Vieraugengespräch" zwischen den beiden Staatsoberhäuptern nicht nur russische Fachkräfte übersetzen zu lassen. Das ist international üblich, aber im Fall Trump auch besonders brisant: Immerhin steht der US-Präsident im Verdacht, sich vor seinem Wahlsieg 2016 mit dem Kreml abgesprochen zu haben – die Abwesenheit eines US-Dolmetschs könnte Trump und Putin also im Extremfall erlauben, sich über das Verwischen der Spuren auszutauschen.

Putins gutes Englisch

Auch deshalb sorgten sich viele Beobachter am Montag – halb im Ernst, halb im Scherz – um die Sicherheit der Übersetzer, die womöglich nach dem Treffen mehr wissen könnten als viele Mitarbeiter im Weißen Haus. Andere fragten sich, ob die beiden sich während der Unterredung auch von den Übersetzern absentieren und auf Englisch sprechen könnten. Letzteres wäre jedenfalls möglich: Putin vermeidet zwar öffentliche Auftritte in englischer Sprache, kann sie aber gut genug, um gelegentlich die eigenen Übersetzer zu korrigieren.

Darüber, wer die Übersetzer sind, ist wenig bekannt: Dem Weißen Haus werden sie gewöhnlich vom Büro für Sprach-Dienstleistungen des US-Außenamtes zur Verfügung gestellt. Sie gelten als vertrauenswürdig und sind in außenpolitisches Fachvokabular eingearbeitet. Trump stellt sie trotzdem vor Herausforderungen, wie es heißt. Seine auch auf Englisch oft in unvollständigen Sätzen mäandernde Art zu sprechen sei besonders für die Simultanübersetzung schwierig. (Manuel Escher, 17.7.2018)