Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat in einem "Kurier"-Interview eine simple Wahrheit ausgesprochen: In Österreich werde es "jedenfalls" weiter Zuwanderung brauchen – antwortete er, scheinbar ausweichend, auf die Frage, ob es auch künftig einer "Willkommenskultur" bedürfe. Andernfalls seien Pflegenotstand sowie Arbeitnehmermangel, etwa im Tourismus, vorprogrammiert. Schon jetzt braucht es zur Betreuung alter Menschen rund 60.000 aus anderen Ländern kommende 24-Stunden-Kräfte, und der Bedarf wird steigen.
Nun besteht zwischen dem Thema Arbeitskräfterekrutierung und jenem der gesellschaftlichen Aufnahmebereitschaft für Fremde kein direkter Zusammenhang: Wie viele Arbeitende aus anderen Staaten in Österreich ihr Auskommen finden, folgt ökonomischen Erwägungen. Zu welchen Bedingungen sie ins Land kommen, sollten – wenn nicht ohnehin EU-Recht entscheidet – Staat und Verwaltung nach vernünftigen, weltoffenen Kriterien bestimmen.
Diese jedoch werden nicht angelegt, im Gegenteil. Im türkis-blauen Diskurs ist überwiegend von "kulturfremden" Ausländern und "illegalen Migranten" die Rede, die als Asylwerber nach Österreich strömten. Hier kommt wieder die Frage der Willkommenskultur ins Spiel: Wie gut aufgenommen kann sich ein auf dem Arbeitsmarkt bitter benötigter Zuwanderer in einem Land fühlen, das sich ausländerskeptisch bis fremdenfeindlich einigelt? (Irene Brickner, 16.7.2018)