Sacha Baron Cohen wurde als Borat, Brüno und Ali G bekannt.

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Wer ist Amerika? Diese Frage versucht Sacha Baron in seiner neuen Serie Who is America? zu klären. Der als Darsteller von Borat, Brüno und Ali G bekannte Brite macht das, was er am besten kann: in andere Personen schlüpfen und Ahnungslose bloßstellen.

Einer von ihnen ist der ehemalige Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders. Als Billy Wayne Ruddick, Redakteur des alternativen Mediums Truthbrary.org, trifft Cohen den Senator in einem Comfort Scooter. Ihn will er davon überzeugen, einfach die 99 untersten Prozent zum reichsten Prozent zu machen, anstatt das Vermögen der Superreichen gerechter aufzuteilen. Erst als Cohen Sanders mit alternativer Arithmetik belehren will, fliegt der Schwindel auf.

Die Website Truthbrary.org existiert übrigens wirklich und ist erstaunlich umfangreich mit abstrusen Verschwörungstheorien von 9/11 bis Klimawandel bestückt.

Ein anderes Mal ist Cohen ein "weißer, heterosexueller Cis-Mann", wofür er sich gleich zu Beginn entschuldigt. Per Fahrrad durchquert er Amerika, um es wieder zusammenzubringen. Als er am Esstisch eines reichen republikanischen Paares ein Gebet anstimmt, scheint noch alles in Ordnung zu sein. Nur mit einem lautstarken arabischen Gebet hat das Paar wohl nicht gerechnet.

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"Puppy Pistol" und "Uzicorn"

Der Höhepunkt, zumindest der ersten Folge, ist aber Baron Cohen als israelischer Waffenfanatiker, der Kleinkindern das Schießen beibringen will. Als er dem Präsidenten einer Waffenlobby erzählt, dass sein Kind leider bei den Übungen gestorben sei, sagt dieser: "Ja, sie haben noch nicht das entwickelt, was wir Gewissen nennen, wenn wir uns schuldig fühlen, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Wenn sie das noch nicht haben, kann man sie zu tollen Soldaten ausbilden."

Cohen bringt den Lobbyisten sogar dazu, in einer vorgeblichen israelischen Kindersendung mitzuspielen. In dieser sollen Kinder spielend den Umgang mit der Waffe lernen – etwa durch "Puppy Pistol" und "Uzicorn", Pistole mit Stofftierüberzug.

Schulkinder an der Waffe

Immer wenn man glaubt, Cohen sei einen Schritt zu weit gegangen, setzen die von ihm interviewten Waffenbefürworter noch eins drauf. "Das Einzige, was gegen einen bösen Mann mit einer Waffe hilft, ist ein guter Bube mit einer Waffe", sagt etwa Cohen zu Larry Pratt von Gun Owners of America. "Ja, oder sogar ein Kleinkind!", erwidert dieser.

"Ein Dreijähriger kann sich nicht gegen ein Sturmgewehr verteidigen, indem er einen Hello-Kitty-Stift darauf wirft", sagt der republikanische Abgeordnete Joe Wilson in die Kamera. Auch der kalifornische Republikaner Dana Rohrabacher hält es für eine gute Idee, Schulkinder an der Waffe auszubilden.

Auch Sarah Palin betroffen

Insgesamt sieben Episoden von Who is America? wird es geben. Wen Cohen in den nächsten Folgen hineinlegt, ist noch nicht bekannt, Showtime und Cohen hielten die Show bis vor wenigen Tagen noch geheim.

Sicher ist jedoch, dass die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin und Gouverneurin Sarah Palin einen unfreiwilligen Auftritt haben wird. Vergangenen Dienstag schrieb sie auf Facebook, dass sie "dem bösen, ausbeuterischen und kranken Humor des britischen Komikers Sacha Baron Cohen zum Opfer gefallen" sei.

Cohen konterte als eines seiner Alter Egos. Als Billy Wayne Ruddick, Gründer von Truthbrary.org, setzte er einen Tweet ab, in dem er die Echtheit seiner Person bestätigte. "Sie haben die gefährlichsten Tiere des Landes, wie Wölfe und Sozialhilfeempfänger, gejagt. Warum jagen Sie jetzt einen feinen Bürgerjournalisten wie mich?", fragte er.

Who is America? hatte am Sonntag in den USA und Großbritannien Premiere und ist ab Dienstagabend auf Sky abrufbar. (Philip Pramer, 17.7.2018)