Laurinho Walch: vom Profisport zu "anderen Herausforderungen" als Account-Manager bei einem Wiener Start-up.

Foto: Yannick Wolff

"Das Schöne an American Football ist, dass es egal ist, woher du kommst, was dein Background ist, welche Sprache du sprichst oder wie deine Körperstatur ist. Hier findet jeder einen Platz, und es kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen.

Mit dem Footballspielen habe ich mit 13 Jahren bei den Vienna Vikings begonnen. Ich habe einige Staatsmeisterschaften mit den Vienna Vikings gewonnen und war im österreichischen U19- und Herren-Nationalteam. Wir wurden mit der U19 als erstes österreichisches Team Europameister im American Football. Zweimal habe ich gegen das Nationalteam der USA gespielt, meine Mannschaft hat sogar einmal gewonnen. Das war für mich besonders cool. Mein Vater ist Afroamerikaner – gegen 'sein' Land zu spielen, Österreich zu repräsentieren, das war etwas ganz Besonderes.

Nach meiner Matura habe ich eine Zeitlang an der Fachhochschule Sport und Training und nebenbei Nederlandistik studiert. Aber mein eigentliches Ziel war es, erfolgreicher Sportler zu sein. In Österreich ist American Football ein Amateursport. Deshalb war mir schnell klar: Wenn ich Profi werden will, muss ich ins Ausland gehen.

Also bin ich nach Frankfurt, wo ich beim "Frankfurt Universe" einen Profivertrag bekommen habe. Diese Chance musste ich einfach nutzen. Mein komplettes Augenmerk lag dann auf dem Sport. American Football ist, auf einem bestimmten Level, ein Full-Time-Job.

Es kracht ab und zu

Bei einem Vorbereitungscamp habe ich mich dann leider schwer verletzt. Football ist ein Kollisionssport. Da kracht es ab und zu. Diesmal hatte ich allerdings einen Schienbeinkopfbruch, und sämtliche Bänder waren gerissen. Acht Monate lang bin ich zur Physiotherapie gegangen und habe versucht, wieder zurückzukommen. Aber es ist mir nicht so richtig gelungen. Ich musste meine Karriere beenden.

Für mich war gleich klar, dass ich zurück nach Österreich, zurück nach Wien will. Das ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, hier habe ich Familie, und hier sind meine Freunde. Zu meinem jetzigen Job bin ich durch Zufall gekommen. Ich wollte unbedingt weiterhin Sport machen, in irgendeiner Form. Also habe ich 'Boxen' gegoogelt und bin dabei auf Myclubs gestoßen: ein Unternehmen, das gegen einen Fixpreis Zugang zu allen möglichen Sportkursen und Studios bietet. Es war zwar keine Stelle ausgeschrieben, aber weil ich das Konzept gut fand, habe ich mich initiativ beworben.

Der heute 25-jährige Laurinho Walch hat mit 13 Jahren bei den Vienna Vikings begonnen. Später spielte er beim Verein "Frankfurt Universe".
Foto: Hannes Jirgal

Mein großer Vorteil: Während ich Football gespielt habe, habe ich bereits Erfahrung in Marketing und Sales sammeln können. Ich habe mehrere Jahre parallel für meinen damaligen Sponsor gearbeitet. Obwohl ich vom Football leben konnte, war es mir wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Seit einem Jahr bin ich nun als Account-Manager bei Myclubs dafür verantwortlich, neue Sportpartner für unser Angebot dazuzuholen.

Als ehemaliger Profi-Footballer ist mein größter Vorteil im Job, dass ich mich sehr gut motivieren und richtig Gas geben kann. Wie mein früheres Football-Team ist auch unsere Kollegenschaft sehr vielfältig, sehr international. Man hört Französisch, Italienisch und manchmal auch Spanisch. Wir sind Betriebswirte, Programmierer, Psychologen und Politikwissenschafter. Manche von uns spielen Fußball oder Tennis, andere machen Kampfsport, Fitness oder Yoga, Snowboarden oder Boxen.

Andere Herausforderungen

Wenn ich nicht im Büro bin, gehe ich gerne an die Alte Donau schwimmen, um abzuschalten. Ich reise auch extrem gern. Manchmal sieht man mich am Wochenende in Wien gar nicht – ich steige in den Bus oder ins Flugzeug und bin dahin. Dadurch, dass ich in meiner Zeit als Footballer viel gereist bin, habe ich Freunde auf der ganzen Welt. Einige spielen immer noch. Daher bin ich immer wieder bei Matches vor Ort. Immer wieder veranstalte ich auch Football-Camps. Ich will unbedingt weiterhin mit dem Sport zu tun haben.

Dass ich selbst nicht mehr spielen kann, tut mir manchmal schon leid. Dafür warten jetzt andere Herausforderungen auf mich. Eine ist, mich um die verschiedensten Sportarten zu kümmern. Dafür muss man empathisch sein. Denn unsere Partner haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Für Yogastudios ist es zum Beispiel schwierig, Yoga und Business zu kombinieren. Yoga ist so ein freier Lifestyle. Aber die Leidenschaft, mit der sie es versuchen, freut mich. Es ist genau die, die ich auch für American Football hatte." (Protokoll: Lisa Breit, 19.7.2018)