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Neuer Höchststand bei neuen Autos.

Foto: AP/David Zalubowski

Brüssel/Berlin – Der europäische Automarkt ist in der ersten Jahreshälfte trotz der anhaltenden Dieselkrise um 2,9 Prozent gewachsen. Der Pkw-Absatz erreichte mit knapp 8,45 Millionen Autos einen neuen historischen Höchststand. Vor allem VW profitierte.

In Spanien betrug das Plus rund zehn Prozent, in Frankreich 4,7 und in Deutschland 2,9. In Großbritannien und in Italien dagegen sank der Absatz. In Österreich wurden im ersten Halbjahr 3,4 Prozent mehr Pkws neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum.

VW erhöht Marktanteil

Volkswagen verkaufte im ersten Halbjahr um acht Prozent mehr, der Marktanteil des größten europäischen Herstellers lag bei 24,4 Prozent und damit um einen Prozentpunkt höher als im Vorjahr. Auf dem zweiten Platz lag mit einem Anteil von 16,3 Prozent die französische PSA-Gruppe mit Opel.

Im Juni zogen die Neuzulassungen stärker an. Der Europäische Automobilherstellerverband (Acea) nannte für die EU-Staaten ein Gesamtwachstum von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf zuletzt 1,6 Millionen Fahrzeuge. Großbritannien und Italien verzeichneten gegenüber dem Juni 2017 jedoch Rückgänge von 3,5 beziehungsweise 7,3 Prozent. In Frankreich (+9,2), Spanien (+8,0) und Deutschland (+4,2) gab es hingegen deutliche Steigerungen. In Österreich betrug der Anstieg im Juni 7,3 Prozent.

Abwärtstrend in Italien und Großbritannien

"Nie zuvor wurden in der EU so viele Pkws neu zugelassen", erklärte Experte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. Im zweiten Halbjahr dürfte es nicht ganz so gut laufen: In großen Absatzmärkten wie Italien und Großbritannien habe sich der Abwärtstrend verfestigt, in Deutschland liefen die Dieselprämien der Hersteller aus, die in den vergangenen Monaten die Nachfrage angekurbelt hätten.

Hinzu komme die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP und die dafür nötige Nachrüstung aktueller Modelle mit Partikelfiltern. Ab September gelten die neuen Regeln für jeden neu zugelassenen Pkw. Das bereitet Herstellern, Behörden und Prüfinstitutionen Probleme. Zahlreiche Modelle sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt bestellbar, die Markteinführung neuer Modelle scheine sich zu verzögern.

Gute Geschäfte im China-Export

Auf dem wichtigsten Automarkt China lief es dem deutschen Verband der Automobilindustrie zufolge ebenfalls gut, dort betrug der Zuwachs bei Pkws im ersten Halbjahr 5,5 Prozent. Etwas durchwachsener war die Lage in den USA, wo es zwar insgesamt eine Steigerung bei "light vehicles" (Pkws und leichte Trucks) um zwei Prozent gab, bei den Pkws alleine aber ein Minus von zwölf Prozent in der Absatzbilanz stand. In Japan wurden 2,3 Prozent weniger Pkws verkauft.

Dienstfahrzeuge mit Dieselantrieb

Staatliche Behörden und Unternehmen gehören immer noch zu den größten Kunden von neuen Diesel-Pkws, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Dienstag unter Berufung auf eine Auswertung deutscher Zulassungsdaten durch die Universität Duisburg-Essen. Privatkunden dagegen verzichteten immer mehr auf die von Fahrverboten und Wertverlust betroffenen Fahrzeuge.

Dem Bericht zufolge haben aktuell noch immer fast 60 Prozent der von Behörden zugelassenen neuen Autos einen Dieselmotor. Bei Firmenwagen sind es laut dem Stand von Juni noch 55 Prozent. Im Unterschied dazu wähle nur jeder fünfte Privatkunde, der einen Neuwagen kaufe, einen Diesel (19 Prozent).

Ein Vergleich mit den Zulassungszahlen vor dem Beginn der Dieselkrise im Herbst 2015 zeigt außerdem, dass Privatkunden sich viel deutlicher vom Diesel abgewandt haben: Ihr Anteil an den Neuzulassungen von Diesel-Pkws sei von 2015 bis heute mit einem Minus von gut 40 Prozent viel stärker gesunken als der von Firmen und Behörden (jeweils 25 Prozent), heißt es in dem Bericht.

"Der Steuervorteil für Dieselkraftstoff wird immer stärker zum Steuervorteil für Firmenwagenfahrer", sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Er fordert, den Steuervorteil für Diesel mehr denn je zu hinterfragen. Am besten solle man die Dieselsubvention mit einem Jahr Vorlaufzeit abzuschaffen. (APA, dpa, AFP, 17.7.2018)