Donald Trump und Wladimir Putin verbindet möglicherweise mehr als nur die Liebe zum Fußball.

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Donald Trumps allzu freundlicher Auftritt mit Wladimir Putin in Helsinki lässt in Washington Vorwürfe laut werden, der US-Präsident sei wegen früherer Russland-Geschäfte erpressbar und werde womöglich auch vom Kreml erpresst. Die Chefin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, forderte eine Untersuchung in der Causa.

Aber es zirkuliert seit Trumps Wahl 2016 eine noch dramatischere Hypothese, die vor kurzem der prominente Journalist Jonathan Chait im New York Magazine dargelegt hat: Trump sei ein russischer Agent und Kollaborateur, der Moskaus Interessen vertritt – und dies seit 30 Jahren. Auch wenn dafür keine Beweise existieren, so gibt es doch einige spannende Indizien.

Moskau-Besuch 1987

Im Juli 1987 besuchte Trump mit seiner damaligen Frau Ivana Moskau, um über den Bau eines Hotels zu sprechen, der nie zustande kam. Zurück in New York, wurde er erstmals politisch aktiv und schaltete große Zeitungsinserate, in denen er dagegen wetterte, dass die USA für die Verteidigung anderer Staaten Geld ausgeben, die es sich selbst leisten könnten. Das war damals ganz auf der Linie sowjetischer Propaganda und wird auch heute noch von Trump bei jeder Gelegenheit behauptet. Einflussreiche Menschen im Westen als geheime Verbündete zu rekrutieren hatte in der Sowjetunion Tradition.

Russische Gelder

Nach dem Beinahekollaps seiner Immobilienfirma in den 1990ern verzichtete Trump auf Kredite von US-Banken. Seine wichtigsten Finanzierungsquellen waren die Deutsche Bank, die gleichzeitig russische Vermögen verwaltete und wusch, und Investments russischer Geschäftsleute – von 2003 bis zu seinem Amtsantritt im Umfang von 109 Millionen Dollar. Trumps Familienunternehmen war und bleibt entscheidend von russischen Geldern abhängig.

Der Steele-Bericht

Eine zentrale Episode im Dossier des britischen Detektivs Christopher Steele, der ein Auslöser für die FBI-Untersuchungen gegen das Trump-Team war, ist Trumps Moskau-Reise im Juli 2013 für die Miss-Universe-Wahl. Damals soll er Prostituierte in seiner Hotelsuite aufgefordert haben, auf das Bett, in dem die Obamas einst geschlafen hatten, zu urinieren – und dabei sei er vom russischen Geheimdienst gefilmt worden. Trump hat das vehement – laut EX-FBI-Chef James Comey obsessiv – dementiert und behauptet, er habe gar nicht in Moskau übernachtet.

Das hat sich als unwahr erwiesen. Sein Hass auf die Obamas und seine Vorliebe für sexuelle Abartigkeiten sind gut dokumentiert. Auch andere Behauptungen im Steele-Bericht, die Trump als Lüge abtut, sind heute bewiesen.

Trumps Wahlkampfmanager

Auffallend viele Wahlkampfberater hatten enge Verbindungen zu Russland: Paul Manafort und Rick Gates, die von Sonderermittler Robert Mueller angeklagt werden; George Papadopoulos, dessen Treffen mit russischen Agenten das FBI auf die Einmischung aufmerksam machte; sein Anwalt Michael Cohen; sein Vertrauter Roger Stone; der heutige Justizminister Jeff Sessions. Und Sohn Donald Jr. traf sich im Wahlkampf im Trump Tower mit einer Russin, von der er sich Schmutz über Hillary Clinton erhoffte.

Trumps Appell an Russland

Am 27. Juli 2016 rief Trump vor der Presse Russland dazu auf, die verschwundenen E-Mails von Clintons Server zu finden. Am selben Tag begannen die russischen Hacker-Angriffe auf Clintons Wahlkampfteam, heißt es in der jüngsten Anklageschrift. Hunderte E-Mails gelangten von dort zu Wikileaks, das mit der Veröffentlichung massiv in den Wahlkampf eingriff. Zufall oder Koordination? Trump sagte später, er habe nur einen Witz gemacht.

Ständige Dementis

Bis zum heutigen Tag bestreitet Trump die russische Einmischung entgegen allen Beweisen – und betreibt gleichzeitig eine Außenpolitik, die den Interessen des Ex-KGB-Offiziers Putin dient. Hat dieser seinen besten Mann im Weißen Haus platziert? (Eric Frey, 17.7.2018)