Die neue Radrouting-Anwendung soll helfen, den Radanteil am Tiroler Alltagsverkehr zu heben.

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Das Land Tirol hat in Zusammenarbeit mit der Verkehrsauskunft Österreich (VAÖ) die Routing-Plattform für Radfahrer entwickelt. Das Projekt werde für Österreich neue Standards setzen und zugleich als Vorbild dienen, hoffen die Initiatoren. Der Online-Routenplaner soll helfen, den Radanteil im täglichen Verkehr, der in Tirol momentan bei rund elf Prozent liegt, langfristig zu heben. Auch die Bundesregierung hat erst kürzlich erklärt, bis 2025 den Radanteil im österreichischen Straßenverkehr von derzeit knapp sieben auf 13 Prozent verdoppeln zu wollen.

Während man auf Bundesebene bislang Konzepte schuldig blieb, legt Tirol mit dem Routenplaner vor. Basierend auf dem umfangreichen Kartenmaterial des Landes wurde eine detaillierte Datenbank geschaffen, die sowohl für Freizeit- als auch Alltagsradler brauchbar ist. Neben dem Straßen- und Radwegenetz sind auch die mehr als 1000 Kilometer Radwanderwege, 5600 Kilometer Mountainbike-Routen sowie die 230 Kilometer legaler Singletrails erfasst. Forststraßen und Singletrails, auf denen Biken verboten ist, werden nicht angezeigt.

Mehr als nur Wegeauskunft

Was die offizielle Routingseite des Landes von bereits bestehenden ähnlichen Angeboten unterscheidet, erklärte Stefan Mayr von der VAÖ anlässlich der Präsentation: "In der digitalen Karte sind nicht nur die Wege enthalten, sondern auch Informationen zum Straßenbelag hinterlegt." Dadurch kann schon bei der Tourenplanung zwischen Asphaltstraßen, Schotterwegen oder Trails im Gelände unterschieden werden. "Zudem kann in derselben Anwendung die An- und Abreise, etwa auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, abgefragt werden", sagte Mayr.

Die Nutzer können auswählen, ob sie schnellstmöglich einen Alltagsweg zurücklegen wollen, ob sie sportlich mit dem Rennrad oder Mountainbike unterwegs sind oder ob es eine gemütliche und landschaftlich ansprechende Rundfahrt werden soll. Vom Höhenprofil über die Länge bis hin zum Schwierigkeitsgrad ist alles individuell wählbar.

Mehr Radler als Skifahrer

Ziel sei, Einheimische wie Gäste zum Radfahren zu motivieren, betonte der für das Projekt zuständige stellvertretende Landeshauptmann Josef Geisler (ÖVP). Wie fast immer in Tirol spielte der Tourismus eine gewichtige Rolle bei der Entwicklung. Die landeseigene Tirol Werbung (TW) war von Beginn an miteingebunden und bringt die Plattform nun den Touristikern näher, die sie wiederum als zusätzlichen Service für Gäste nutzen sollen.

TW-Geschäftsführer Josef Margreiter will den Schwung der im September anstehenden Rad-WM nutzen, um Tirol als Radland voranzubringen. Das sei aus touristischer Sicht wünschenswert: "Das Potenzial der Radfahrer ist größer als das der Skifahrer. 20 Prozent unserer Gäste sind im Urlaub gern mit dem Rad unterwegs."

"Es braucht echte Radkultur"

Dass mit Radrouting allein noch keine Radland zu machen ist, sei den Verantwortlichen klar, wurde mehrfach betont. So habe man im Zuge der Entwicklung auch noch zahlreiche Schwachstellen gefunden, wie etwa die Radmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, die bislang in Tirol nur sehr eingeschränkt möglich ist.

Als Gast war auch Vorarlbergs Radkoordinatorin Anna Schwerzler bei der Präsentation dabei. Sie lobte den Tiroler Vorstoß als beispielhaft für Österreich. Zugleich gab sie zu bedenken, dass es für die Förderung des Radverkehrs zuallererst zwei Dinge brauche: eine zum Radeln einladende Infrastruktur und vor allem eine in der Gesellschaft verwurzelte Radkultur. "Radfahren muss etwas Selbstverständliches werden, dann sind wir angekommen." (ars, 18.7.2018)